Zweite Reise der Brüder Josefs nach Ägypten

Zweite Reise der Brüder Josefs nach Ägypten (J)

(1. Mose XLIII 1) Die Hungersnot aber lastete weiter schwer auf dem Lande. (2) Als nun das Korn, das sie aus Ägypten geholt, verzehrt war, sagte ihr Vater: „Zieht wieder hin und kauft uns Nahrung!“ (3) Juda erwiderte: „Der Mann hat uns hoch und heilig erklärt: Ihr dürft mir nicht mehr vor die Augen treten, es sei denn euer jüngster Bruder bei euch. (4) Willst du nun unseren Bruder mit uns senden, so wollen wir hinabziehen und dir Korn kaufen; (5) wenn du ihn aber nicht mitsendest, so ziehen wir nicht hinab.“ (6) Israel grollte: „Warum habt ihr mir dies angetan, daß ihr dem Manne sagtet, daß ihr noch einen Bruder habt?“ (7) Sie antworteten: „Der Mann forschte so genau nach uns und unserer Verwandtschaft, da sagten wir es ihm. Konnten wir wissen, daß er sagen würde: Bringt eureren Bruder her?“ (XLII 38) Aber Israel erklärte: „Mein Sohn soll nicht mit euch hinab; denn sein Bruder ist tot, und er ist als einziger Sohn seiner Mutter übriggeblieben; wenn ihm ein Unfall auf der Reise zustieße, würdet ihr meine grauen Haare mit Kummer in die Unterwelt bringen.“ (XLIII 8) Da sprach Juda zu seinem Vater: „Laß den Knaben mit mir ziehen! (9) Ich will Bürge für ihn sein, von meinen Händen magst du fordern. Wenn ich ihn dir nicht wiederbringe und dir vor die Augen stelle, so will ich mein Leben lang die Schuld tragen. (10) Hätten wir nicht so lange gezögert, wären wir schon zweimal wieder zurück.“ (11) Jetzt sagte Israel: „Muß es denn so sein, so tut von des Landes besten Früchten in euere Säcke und bringt sie dem Mann als Geschenk: ein wenig Balsam und Honig, Gummi und Harz, Nüsse und Mandeln! (12) Nehmt auch doppelt so viel Geld mit, damit ihr das Geld, das euch wieder in die Säcke gelegt wurde, zurückgeben könnt! Vielleicht ist da ein Irrtum unterlaufen. (13) Dazu nehmt eueren Bruder! Macht euch auf und geht wieder zu dem Manne!“

(15) Da nahmen sie die Geschenke und das Geld und Benjamin und zogen nach Ägypten hinab. (16) Als Josef sie mit Benjamin kommen sah, befahl er seinem Hausmeister: „Führ diese Männer ins Haus, laß schlachten und zurichten! sie sollen mit mir zu Mittag essen!“ (17) Der Mann tat, wie ihm Josef befohlen hatte. (18) Sie fürchteten sich aber, als sie in Josefs Haus geführt wurden; denn sie dachten: „Man führt uns hier herein um des Geldes willen, das sich in unseren Säcken wiedergefunden hat. Man will über uns herfallen, uns zu Knechten machen und unsere Esel rauben.“ (19) Darum traten sie an Josefs Hausmeister noch vor der Tür heran (20) und sagten: „Herr, wir sind schon einmal hergekommen, um Korn zu kaufen; (21) und als wir unsere Säcke aufmachten, war eines jeden Geld vollzählig in seinem Sack; das haben wir jetzt wieder mitgebracht; (22) dazu anderes Geld, um Korn zu kaufen; wir wissen aber nicht, wer uns unser Geld in unsere Säcke gesteckt hat.“ (23) Der Hausmeister erwiderte: „Seid guten Muts, fürchtet euch nicht! Euer und eures Vaters Gott hat euch heimlich einen Schatz in euere Säcke getan. Euer Geld hab ich erhalten.“ Und er ließ Simeon zu ihnen kommen, (24) führte sie in Josefs Haus und brachte ihnen Wasser, ihre Füße zu waschen, und Futter für ihre Esel.

(26) Als nun Josef nach Hause kam, überreichten sie ihm das Geschenk, das sie mitgebracht hatten, und fielen vor ihm nieder zur Erde. (27) Er aber grüßte sie freundlich und fragte: „Wie geht es euerem alten Vater, von dem ihr mir erzähltet? Lebt er noch?“ (28) Sie antworteten: „Es geht deinem Knechte, unserem Vater, gut; er lebt noch.“ (29) Und als er Benjamin sah, seinen leiblichen Bruder, fragte er: „Ist das euer jüngster Bruder, von dem ihr mir erzähltet?“ Und sagte: „Gott sei dir gnädig, mein Sohn!“ (30) Und ging schnell hinaus, um sich auszuweinen; denn der Anblick seines Bruders hatte ihn so bewegt, daß er die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. (31) Als er sein Gesicht gewaschen hatte, kam er wieder heraus, nahm sich zusammen und befahl: „Tragt das Essen auf!“ (32) Man trug ihm besonders auf und den Ägyptern, die mit ihm aßen, auch besonders; denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern zusammen essen, das gilt ihnen als Verunreinigung. (33) Er hatte aber seinen Brüdern Plätze anweisen lassen genau nach ihrem Alter; darüber sahen sie sich verwundert an. (34) Und er ließ ihnen Gerichte vorsetzen von seinem eigenen Tisch; dem Benjamin aber wurde fünfmal mehr vorgesetzt als den anderen. Und sie tranken und wurden guter Dinge.