Jonatan rät Dawid zur Flucht

Jonatan rät Dawid zur Flucht

(1. Samuel XX 1) Dawid suchte Jonatan auf und klagte: „Was hab ich verbrochen und an deinem Vater verschuldet, daß er mir nach dem Leben trachtet?“ (2) Jonatan erwiderte: „Gott bewahre! du hast nichts zu befürchten; mein Vater unternimmt nichts, ohne es mir vorher mitzuteilen; warum sollte er mir gerade dies verschwiegen haben? es ist nichts daran.“ (3) Dawid aber sagte: „Dein Vater weiß daß du mein Freund bist; drum hat er gedacht: Jonatan soll nichts davon erfahren, es würde ihn betrüben. Doch ich schwöre dir: Zwischen mir und dem Tode ist nur ein Schritt.“ (18) Da sagte Jonatan: (19) „Geh übermorgen an den Ort, wo du dich schon einmal verborgen hast, und setz dich da neben den Steinhaufen! (20) Auch ich werde übermorgen dorthin gehen und mit dem Bogen schießen. (21) Wenn ich dann meinen Burschen hinschicke, den Pfeil wiederzuholen, und ihm zurufe: Der Pfeil liegt mehr nach hier! so komm! Denn es droht dir keine Gefahr. (22) Rufe ich aber: Der Pfeil liegt weiter weg! So geh! Denn Jahwe schickt dich dort.“ (24) Da versteckte sich Dawid auf dem Felde.

Am nächsten Tage – es war Neumondfest – setzte sich der König zu Tisch (25) auf seinen gewohnten Platz an der Wand, Jonatan ihm gegenüber und Abner ihm zur Seite, während Dawids Platz leer blieb. (27) Da fragte Saul: „Warum ist der Sohn Isais nicht erschienen?“ (28) Jonatan antwortete: „Dawid hat mich um Urlaub nach Bethlehem gebeten, (29) weil seine Sippe dort ein Opferfest feiert.! (30) Da wurde Saul wütend und fuhr ihn an: „Du Sohn einer Widerspenstigen! ich weiß wohl daß du dich an den Isaisohn gehängt hast zu deiner und deiner Mutter Schande; (31) denn solange der lebt, bist du weder des Lebens noch des Königtums sicher. Laß ihn sofort zurückholen! Er ist ein Kind des Todes!“ (32) Jonatan erwiderte: „Warum soll er sterben? Was hat er denn verbrochen?“ (33) Da hob Saul der Speer gegen ihn, um ihn zu durchbohren. Jonatan aber, der sah daß sein Vater den Tod Dawids fest beschlossen hatte, (34) erhob sich wütend von der Tafel, ohne etwas gegessen zu haben.

(35) Am nächsten Morgen ging er, von einem Jungen begleitet, zu der mit Dawid vereinbarten Stelle (36) und sagte zu dem Jungen: „Lauf hin und such die Pfeile die ich abschießen!“ Während der hinlief, schoß er einen Pfeil über ihn hinaus. (37) Als nun der Junge sich der Stelle näherte, wo der Pfeil lag, rief Jonatan hinter ihm her: „Der Pfeil liegt weiter weg.“ (38) Da lief der Junge hin, hob den Pfeil auf und brachte ihn seinem Herrn zurück, (39) ohne etwas zu merken. (XXI 1) Dawid aber machte sich auf und davon, während Jonatan in die Stadt zurückkehrte.