Dawid läßt Gibeon Blutrache nehmen an zwei Söhnen und fünf Enkeln Sauls

Dawid lässt Gibeon Blutrache nehmen an zwei Söhnen und fünf Enkeln Sauls

(2. Samuel XXI 1) Einst war eine Hungersnot, Jahr für Jahr, drei Jahre lang. Als nun Dawid das Angesicht Jahwes aufsuchte, sprach Jahwe: „Auf Saul und seinem Hause ruht eine Blutschuld, weil er die Gibeoniten getötet hat.“ (2) Die Gibeoniten gehörten nicht zu Israel, sondern zu den Resten der Amoriten; obwohl die Israeliten ihnen Schonung zugeschworen hatten, hatte Saul sie doch in seinem Eifer für Israel auszurotten versucht.[1]

Dawid ließ nun die Gibeoniten zu sich kommen und fragte sie: (3) „ Was soll ich für euch tun? womit kann ich euch Sühne schaffen, damit ihr das Volk Jahwes segnet?“ (4) Die Gibeoniten antworteten: „Es ist uns nicht um Silber und Gold zu tun gegenüber Saul und seinem Hause; aber es steht uns nicht zu, einen Mann in Israel zu töten.“ Dawid fragte: „Was wollt ihr denn, daß ich für euch tue?“ (5) Da antworteten sie: „Von den Nachkommen des Mannes, der uns verfolgte und darauf sann uns völlig aus dem Gebiete Israels auszurotten, (6) mögen uns sieben Männer ausgeliefert werden, damit wir sie für Jahwe in Gibeon auf dem Berge Jahwes[2] pfählen!“ Der König sagte: „Ich werde sie euch ausliefern.“ (8) Und er nahm die beiden Söhne, die Rizpa, Sauls Kebsweib, diesem geboren hatte, dazu die fünf Söhne Merabs, der Tochter Sauls, (9) und lieferte sie den Gibeoniten aus. Die pfählten sie auf dem Berge vor Jahwe, alles sieben auf einmal, in den ersten Tagen der Ernte.

(10) Da breitete Rizpa ihr Trauergewand als Lager für sich auf dem Felsen aus vom Beginn der Ernte bis Regen vom Himmel auf die Toten fiel[3], und ließ nicht zu daß am Tage die Vögel oder des Nachts die wilden Tiere über sie herfielen.

(11) Als Dawid erfuhr was Rizpa getan hatte, (12) ließ er sich von den Bürgern der Stadt Jabes in Gilead die Gebeine Sauls und Jonatans geben (13) und begrub sie mit den Gebeinen der Gepfählten (14) im Lande Benjamin im Grabe von Sauls Vater Kis.[4]

Fortan war Gott dem Lande wieder gnädig.[5]

Erklärungen

[1] Zu der Verschonung der kanaanitischen Bewohner Gibeons (etwa 10 km westlich vom Gibea Sauls) vgl. Josua IX! Geschickt nutzt Dawid ihre Rachsucht gegen das Haus Sauls aus.

[2] Bei Gibeon lag eine der bedeutendsten altkanaanitischen Kultstätten; vgl. 1. Könige III 4!

[3] Daß die Hingerichteten von April bis Oktober unbestattet blieben, hatte seinen Grund wohl darin, daß man erst durch den im Oktober fallenden Regen erkennen konnte daß Jahwe versöhnt war.

[4] So beugt Dawid klug, aber auch wohl aus menschlichem Mitgefühl einer Mißstimmung des Volkes vor, die das Verhalten der Rizpa auszulösen geeignet war.

[5] Daß ein Usurpator die männlichen Mitglieder des gestürzten Herrscherhauses und dessen Anhänger ausrottet, um seine eigne Herrschaft zu sichern, ist in der Zeit und Umwelt des Alten Testaments und vielfach noch im neueren Orient allgemeiner Brauch gewesen. Vgl.Abimelech (Richter IX 1-5), Salomo (1. Könige II 13-46), Baesa (XV 2), Simri (XVI 11), Jehu (2. Könige IX 24.27.30-35 X1-25), Atalja (XI)! Etwas Besonderes ist nur die Geschicklichkeit, mit der Dawid vorging (1.11-14). Doch wurde sein Tun von Männern wie Simei durchschaut (XVI 5-8)!