Vom Hohen Rat als Gotteslästerer, von Pilatus als Rebell zum Tode verurteilt

Vom Hohen Rat als Gotteslästerer, von Pilatus als Rebell zum Tode verurteilt

(Mk XIV 53) Als sie Jesus zum Hohenpriester geführt hatten, versammelten sich dort alle Hohenpriester Ältesten und Schriftgelehrten. (54) Petrus aber war ihm von ferne gefolgt bis in den Hof des Hohenpriesters und hatte sich zu den Dienern ans Feuer gesetzt, um sich zu wärmen. (55) Die Hohenpriester und der Hohe Rat suchten nun Zeugen gegen Jesus, um ihn zum Tode verurteilen zu können, fanden aber keine. (56) Zwar sagten viele gegen ihn aus, aber ihre Aussagen stimmten nicht überein. (57) Schließlich traten einige falsche Zeugen auf, die sagten: (58) „Wir hörten ihn sagen: Ich werde diesen Tempel, der von Menschenhand gemacht ist, zerstören[1] und in drei Tagen einen andern[2] bauen, der nicht von Händen gemacht ist.“ (60) Da erhob sich der Hohepriester, trat vor und fragte Jesus: „Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich aussagen?“ (61) Er aber schwieg. Der Hohepriester fragte weiter: „Bist du der Messias, der Sohn des Hochgelobten?“ (62) Jesus antwortete: „Ich bins; und ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.“[3] (63) Jetzt zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: „Was brauchen wir weitere Zeugen? (64) Ihr habt die Lästerung gehört; was sagt ihr dazu?“ Sie erklärten einstimmig, er sei des Todes schuldig. (65) Und einige spien ihn an, verhüllten ihm das Gesicht, ohrfeigten ihn und riefen: „Weissage!“ Die Diener aber schlugen ihn mit Stöcken.

(66) Während Petrus unten im Hofe war, kam eine von den Mägden des Hohenpriesters; (67) und als sie Petrus am Feuer sitzen sah, musterte sie ihn und sagte: „Du warst auch mit dem Nazarener, dem Jesus.“ (68) Er aber leugnete: „Ich versteh nicht was du willst!“ und ging hinaus in die Vorhalle. Da krähte der Hahn. (69) Als die Magd ihn dort sah, sagte sie zu denen die um ihn standen: „Das ist auch einer von denen.“ (70) Wieder leugnete Petrus. Bald danach aber sagten auch die um ihn Stehnden: „Ganz gewiß gehörst du zu ihnen; du bist ja ein Galiläer.“ (71) Da verfluchte er sich und schwur: „Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet.“ (72) Alsbald krähte der Hahn zum zweiten Mal. Jetzt gedachte Petrus des Wortes, das Jesus zu ihm gesagt hatte: „Eh der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“ und brach in Tränen aus.

(XV 1) Gleich in der Frühe ließen  die Hohenpriester Jesus gefesselt abführen und Pilatus übergeben. (2) Dieser fragte ihn: „Du bist der König der Juden?“ Er antwortete: „Du sagst es.“ (3) Und die Hohenpriester verklagten ihn hart. (4) Pilatus fragte ihn noch einmal: „Antwortest du nichts? Hör doch was sie alles gegen dich vorbringen!“ (5) Jesus aber antwortete nichts mehr, sodaß Pilatus sich wunderte. (6) Nun pflegte Pilatus den Juden an jedem Passahfest einen Gefangenen, um den sie baten, freizugeben. (7) Diesmal war da ein gewisser Barabbas mit anderen in Haft, die bei einem Aufruhr einen Mord begangen hatten. (8) Und das Volk kam herauf und bat Pilatus, nach seiner Gewohnheit zu verfahren. (9) Pilatus fragte: „Soll ich euch den König der Juden freigeben?“ (10) Er wußte nämlich daß die Hohenpriester ihn nur aus Neid übergeben hatten. (11) Die Hohenpriester aber reizten das Volk, vielmehr um Barabbas zu bitten. (12) Pilatus fragte noch einmal: „Was soll ich den mit dem König der Juden machen?“ (13) Sie schrien: „Kreuzige ihn!“ (14) Pilatus fragte: „Was hat er denn Böses getan?“ Sie aber schrien nur noch lauter: „Kreuzige ihn!“ (15) Um das Volk zu befriedigen, ließ nun Pilatus Barabbas frei, Jesus aber geißeln und zur Kreuzigung führen.

Erklärungen

[1] Vgl. XIII 2 !

[2] Den Tempel der Gemeinde? Vgl. 1. Korinther III 16!

[3] „Das Prätorium ist die gewaltige Burg des alten Herodes im Nordwesten der Stadt.“ (Wellhausen). Vgl. Josefus Krieg V 4 !