Jesu Beschneidung und Darstellung im Tempel

Jesu Beschneidung und Darstellung im Tempel

(Lk II 21) Acht Tage später wurde der Knabe beschnitten und erhielt den Namen Jesus, den der Engel schon genannt hatte, bevor er im Mutterleibe empfangen war. (22) Und als die Tage ihrer Reinigung um waren nach dem Gesetz Moses, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen[1] (23) so wie im Gesetz des Herrn geschrieben steht: „Alles Männliche das den Mutterschoß öffnet[2] soll dem Herrn heilig heißen“ (24) und um ein Opfer darzubringen wie es im Gesetz des Herrn bestimmt ist: „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.“

(25) Nun war da in Jerusalem ein frommer Mann namens Symeon, der auf den Trost Israels wartete. (26) Er hatte vom heiligen Geist Bescheid erhalten, daß er nicht eher sterben würde, bevor er den Gesalbten des Herrn gesehen hätte, (27) und kam damals, vom Geist getrieben, in den Tempel. Als nun die Eltern den kleinen Jesus hereinbrachten, um die Vorschrift des Gesetzes an ihm zu erfüllen, (28) nahm Symeon ihn in seine Arme und pries Gott:

(29-32)
„Herr, nun entläßt du deinen Knecht in Frieden wie du gesagt;
denn meine Augen haben dein Heil gesehen
das du bereitet vor allen Völkern
ein Licht zu erleuchten die Heiden
und zum Ruhm deines Volkes Israel.“

(33) Sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das was er von ihm sagte. (34) Symeon aber segnete sie und sprach zu seiner Mutter Maria: „Dieser ist bestimmt zum Fall und Auferstehn für viele in Israel, zu einem Zeichen dem widersprochen wird; (35) und auch dir wird ein Schwert durch die Seele dringen.[3]

(36) Nun war da eine hochbetagte Künderin namens Hanna. Sie hatte nach ihrer Verheiratung nur sieben Jahre mit ihrem Mann zusammen gelebt (37) und war jetzt eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Die wich nicht vom Tempel sondern diente Gott mit Beten und Fasten Tag und Nacht. (38) Sie kam zur gleichen Stunde hinzu, pries Gott und sprach von dem Knaben zu allen die auf die Erlösung Israels warteten.

(39) Nachdem die Eltern alles was das Gesetz vorschreibt erfüllt hatten, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.

Erklärungen

[1] Zu weihen. Vgl. zum Ganzen 3. Mose XII !

[2] = Jede männliche Erstgeburt.

[3] Der Widerspruch, den Jesus findet, wird der Mutter das Herz brechen. Schon früh hat man bei diesem Wort an den Schmerz der Mutter beim Anblick der Kreuzigung ihrer Sohnes gedacht: Stabat mater dolorosa juxta erucem lacrimosa dum pendebat filius cuius animam gementem contristatam ac dolentem pertransivit gladius (An dem Kreuze stand die bleiche tränenvolle schmerzenreiche Mutter da der Heiland litt, deren bange gramumhüllte seufzererschwere qualerfüllte Seele jetzt das Schwert durchschnitt): Daß die Mutter Jesu an seinem Kreuze stand berichtet nur das Johannesevangelium (XIX 25-27).