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Autoren : Bartoszewski, Władysław

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Władysław Bartoszewski, geb. 1922, gest. 2015, verkörpert in seiner Person die erlittenen Schrecknisse Polens im 20. Jahrhundert. Als achtzehnjähriger Jüngling war der gebürtige Warschauer mit der Häftlingsnummer 4427 für sieben Monate in das KZ Auschwitz verschleppt worden. Nach seiner Freilassung hatte er sich dem polnischen Untergrund angeschlossen. Bartoszewski war Teilnehmer am Warschauer Aufstand im Sommer 1944: “Die Erfahrungen dieser wenigen furchtbaren Jahre, das Wissen um die Konzentrationslager, die Folterstätten und Gaskammern, haben ein für allemal meinen weiteren Lebensweg entscheidend geprägt: gegen Haß, gegen Diskriminierung von Menschen, aus welchen Gründen auch immer – sei es Rasse, Klasse, Nationalität oder Religion – wie auch gegen intellektuelle Gewalt, wozu die Lüge in der Geschichte gehört und der Mangel an Toleranz gegenüber Andersdenkenden”.
Nach dem Krieg war Władysław Bartoszewski Mitarbeiter in der Hauptkommission für die Untersuchung der Naziverbrechen, doch bereits 1946 wurde Bartoszewski wieder eingesperrt und erst in den 1950er-Jahren nach sechseinhalb Jahren Haft wieder auf freien Fuß gesetzt. Angepasst hatte er sich auch in den späteren Jahren nicht und als 1981 General Jaruzelski die, wie es der DDR-Schriftsteller Jurek Becker damals formuliert hatte, »Militär-Diktatur des Proletariats« in Polen ausrief, waren selbstverständlich auch für Persönlichkeiten wie Władysław Bartoszewski Gefängniszellen bereitgestellt. Seinen 60. Geburtstag hatte er in einem dieser Internierungslager verbacht.
Der praktizierende Katholik Władysław Bartoszewski bekannte sich zur Gegnerschaft von Nazismus und Kommunismus, Frontstellungen, die ihn sein Leben lang begleiteten: „Nationale, chauvinistische Engstirnigkeit einerseits und Toleranz, Liberalismus, Christentum andererseits“. Seine erlittenen Erfahrungen hat Bartoszewski als Aufforderung empfunden, zwischen Deutschen und Polen als Brückenbauer zu fungieren: „Die gemeinsame Geschichte von Polen und Deutschen ist eine schwierige Geschichte. Wir müssen möglichst schnell jene Zeit aufholen, die durch Mißtrauen, Verachtung, Feindschaft und Krieg verlorengegangen ist“. Neben zahlreichen Preisen und Auszeichnungen war Bartoszewski unter anderem 1966 mit der Medaille „Gerechter unter den Völkern“(Jerusalem) ausgezeichnet worden.
Władysław Bartoszewski trat mit zahlreichen Büchern, Publikationen und Reden in Erscheinung und unterrichtete an polnischen wie auch an deutschen Hochschulen.
Der Zusammenbruch des »real existierenden Sozialismus« brachte Władysław Bartoszewski in führende Ämter mit politischer Verantwortung. Nach seiner Funktion als polnischer Botschafter in Österreich hatte er zeitweise auch das Amt des Außenministers der Republik Polen inne.

Volker Strebel

Zitate aus:
Wladyslaw Bartoszewski "Kein Frieden ohne Freiheit". Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000.

Artikel über Bartoszewski auf literaturkritik.de:




Aktualisiert am 2015-05-05 10:11:00
 
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