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Psychoanalyse in der literarischen Moderne. Eine Dokumentation. Bd. I: Einleitung und Wiener Moderne

von Thomas Anz und Oliver Pfohlmann (Hg.)

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Verlag LiteraturWissenschaft.de
Marburg an der Lahn 2006
305 Seiten
ISBN 10: 3-936134-13-8 / ISBN 13: 978-3-936134-13-1

Preis: 19,80

Nach dem Erscheinen von Sigmund Freuds „Traumdeutung“ gab es kaum einen bedeutenden Autor, der sich nicht mit der Psychoanalyse auseinandergesetzt hat. Die Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts ist ohne die Rezeptionsgeschichte der Psychoanalyse nicht angemessen zu begreifen – so wie umgekehrt die Psychoanalyse nicht ohne ihre Auseinandersetzung mit Literatur.


Zum Inhalt

Nach dem Erscheinen von Sigmund Freuds „Traumdeutung“ gab es kaum einen bedeutenden Autor, der sich nicht mit der Psychoanalyse auseinandergesetzt hat. Die Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts ist ohne die Rezeptionsgeschichte der Psychoanalyse nicht angemessen zu begreifen – so wie umgekehrt die Psychoanalyse nicht ohne ihre Auseinandersetzung mit Literatur. Was Autoren und Autorinnen deutscher Sprache, die zu Freuds Lebzeiten ihre literarische Karriere begannen, über die Psychoanalyse geäußert haben und in welcher – meist spannungsvollen – Beziehung sie zur ihr standen, wird jetzt erstmals umfassend dokumentiert und beschrieben. Der erste Band enthält eine ausführliche Einleitung zum Thema und kommentierte Zeugnisse zur Psychoanalyse-Rezeption von maßgeblichen Repräsentanten der Wiener Moderne: Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und Karl Kraus. Detaillierte Informationen über das ganze Forschungsprojekt, aus dem die Dokumentation hervorgegangen ist, stehen auf der Internet-Seite

psychoanalyse-literatur.de

 

Über Freud und die Psychoanalyse

„Eigentlich der größte Revolutionär: denn er lehrt, daß wir alle an der Unfreiheit erkrankt sind“ (Hermann Bahr).

„eine absolute Mediocrität“ (Hugo von Hofmannsthal).

"Wohltäter der Menschheit" (Alfred Döblin).

"Angriffe, besonders witzige, ironische auf Freud sind zu begrüßen“ (Alfred Döblin).

„jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält“ (Karl Kraus).

"Es ist keine Freude sich mit der Psychoanalyse abzugeben" (Franz Kafka).

„Wäre ich Freud, ich würde mir davonlaufen“ (Elias Canetti).

„ungeheure zivilisatorische Leistung“, „eine finster drohende und lockende Nachbarmacht“, „Pseudo-Dichter“ (Robert Musil).

„Weltbewegung“, „Fundament der Zukunft“ (Thomas Mann).

“I am the double of Professor Freud“ (Arthur Schnitzler).

„Über mein Unbewußtes, mein halb Bewußtes wollen wir lieber sagen –, weiß ich aber immer noch mehr als Sie“ (Arthur Schnitzler an Theodor Reik).

„Der Psychoanalytiker wird arbeitslos, wenn der Patient Arbeit bekommt.“ (Bertolt Brecht)

„Jeder von uns Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts wäre anders ohne ihn“ (Stefan Zweig).

Aus dem Vorwort

Thomas Mann bescheinigte der Psychoanalyse 1929 in seiner ersten großen Rede über Sigmund Freud die Bedeutung einer „Weltbewegung“, von der „alle möglichen Gebiete des Geistes und der Wissenschaft sich ergriffen zeigten“. Die Psychoanalyse sei „einer der wichtigsten Bausteine, die beigetragen worden sind zum Fundament der Zukunft, der Wohnung einer befreiten und wissenden Menschheit.“ Solche Lobreden auf Freud und die Psychoanalyse finden sich bei Schriftstellerinnen und Schriftstellern des 20. Jahrhunderts zuhauf. Höchst umstritten war die Psychoanalyse unter ihnen gleichwohl. Das böse Bonmot von Karl Kraus, die Psychoanalyse sei jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich halte, war kein Einzelfall. In den Jahrzehnten nach dem Erscheinen von Freuds Traumdeutung gab es allerdings kaum einen bedeutenden Autor, der sich nicht mit der Psychoanalyse auseinandergesetzt hat. Die literarische Moderne zeigte sich an der Psychoanalyse interessiert, seit diese existierte, zuerst in Wien, spätestens seit 1910 in allen anderen deutschsprachigen Zentren des literarischen Lebens, seit den zwanziger Jahren in ganz Europa und in den USA. Die Literatur des gesamten Jahrhunderts ist ohne ihre Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse kaum angemessen zu verstehen. Viele Autoren der Moderne waren durch ihre psychologische, medizinische oder psychiatrische Ausbildung für die Rezeption der Psychoanalyse geradezu prädestiniert: Robert Musil, Alfred Döblin (der sich selbst zeitweilig als einen „Psychoanalytiker“ bezeichnete) und vor allem Arthur Schnitzler. Andere kamen als Patienten mit der Psychoanalyse in engste Berührung: Hugo von Hofmannsthal, Hermann Hesse, Arnold Zweig, Hermann Broch oder Robert Musil.

Was diese und viele andere Autoren und Autorinnen deutscher Sprache über die Psychoanalyse geäußert haben, ist hier relativ umfassend dokumentiert. Berücksichtigt wurden historische Dokumente aller Art, die Informationen über ihre Aneignung psychoanalytischen Wissens oder auch über ihre persönlichen Beziehungen zu Freud, C. G. Jung und anderen Psychoanalytikern vermitteln. Literarische Texte, die dieses Wissen offensichtlich adaptiert und sich mit ihm auseinandergesetzt haben, sind – bis auf wenige Ausnahmen – nicht mit abgedruckt. Allein ihre Zahl und ihr Umfang hätten das nicht zugelassen. Und oft sind ihre Bezugnahmen auf die Psychoanalyse, wenn sie sich überhaupt einigermaßen zuverlässig nachweisen lassen, so subtil,versteckt oder verstreut, daß ihnen der Stellenwert von Dokumenten nicht zukommt. In Einleitungen und Kommentaren wird jedoch auf sie verwiesen. In gewissem Sinn stehen sie sogar im Zentrum dieser Dokumentensammlung. Denn sie begreift sich als eine Art Neben- oder Vorarbeit, die mit Informationen zu den Kenntnissen der Autoren über die Psychoanalyse und den Einstellungen ihr gegenüber dazu verhelfen kann, viele literarische Texte des 20. Jahrhunderts besser zu verstehen. Manchen psychoanalytisch inspirierten Literaturinterpreten, der glaubt, in den analysierten Texten etwas den Autoren Unbewußtes zu entdecken, können solche Informationen zu bedenken geben, daß die Autoren in ihnen eigenes Wissen über die Psychoanalyse sehr bewußt verarbeitet haben.

Die Dokumentation reicht bis zu Schriftstellern und Schriftstellerinnen, deren literarische Karriere erst in den 1920er Jahren begann. Danach werden die Spuren, die die Psychoanalyse in der Literatur und in den Lebenszeugnissen der Autoren hinterlassen hat, so zahlreich und unübersichtlich, daß eine Dokumentation mit einigermaßen umfassendem Anspruch nicht mehr möglich ist. Präsentiert werden Ergebnisse des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zwischen 1995 und 2000 und dann noch einmal im Jahr 2005 geförderten und vom Herausgeber geleiteten Forschungsprojekts „Psychoanalyse in der literarischen Moderne (1900 bis 1933)“.

Marburg, im März 2006

Thomas Anz

Die Herausgeber

Thomas Anz ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Marburg.  Oliver Pfohlmann veröffentlichte 2003 seine Dissertation „‚Eine finster drohende und lockende Nachbarmacht‘? Untersuchungen zu psychoanalytischen Literaturdeutungen am Beispiel von Robert Musil“. Er arbeitet als freier Publizist in Bamberg.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Thomas Anz
Psychoanalyse und moderne Literatur. Beschreibungen eines Kampfes

Wiener Moderne

Einführung von Oliver Pfohlmann
Hermann Bahr
Hugo von Hofmannsthal
Arthur Schnitzler
Karl Kraus

Editorische Notiz
Detailliertes Inhaltsverzeichnis
Übersicht zu allen Bänden

Inhalt aller Bände

Psychoanalyse in der literarischen Moderne.

Eine Dokumentation.

Herausgegeben von Thomas Anz
in Zusammenarbeit mit Christine Kanz und Oliver Pfohlmann

Bd. I: Einleitung und Wiener Moderne

Herausgegeben von Thomas Anz und Oliver Pfohlmann

Hermann Bahr – Hugo von Hofmannsthal – Arthur Schnitzler – Karl Kraus

Bd. II: Boheme, Expressionismus und Dadaismus

Herausgegeben von Thomas Anz

Rainer Maria Rilke – Der Fall Otto Gross – Franz Werfel – Franz Kafka – Franz Jung – Raoul Hausmann

(erscheint voraussichtlich im Herbst 2024)

Bd. III: Schriftstellerinnen und das Wissen um das Unbewusste

Herausgegeben von Christine Kanz

Franziska zu Reventlow – Lou Andreas-Salomé – Else Lasker-Schüler – Bess Brenck Kalischer – Grete Meisel-Hess – Regina Ullmann – Mela Hartwig – Alice Rühle-Gerstel – Margarete Susman – Mechtilde Lichnowsky – Klara Blum

Bd. IV: Zwischen den Weltkriegen

Herausgegeben von Thomas Anz

Alfred Döblin – Robert Musil (hg. O. Pfohlmann) – Thomas Mann – Hermann Hesse

(erscheint voraussichtlich im Herbst 2024)

Bd. V: Zwischen den Weltkriegen

Herausgegeben von Thomas Anz

Stefan Zweig – Arnold Zweig – Hermann Broch – Kurt Tucholsky – Bertolt Brecht – Elias Canetti (hg. O. Pfohlmann)

(erscheint voraussichtlich im Herbst 2024)