Zu dieser Ausgabe

Das Gerede um die gute, alte Familie ist schon seit Längerem wieder hoch im Kurs. Offenbar handelt es sich nicht nur um deutsches Phänomen, sondern um einen international wirksamen Boom. So erklärte auch der russische Präsident Wladimir Putin in seiner Jahresbotschaft an die Föderalversammlung seines Landes, er werde 2008 in Russland zum Jahr der Familie erklären. Derartige Wiederbelebungen althergebrachter "Werte" kommen nicht von ungefähr.

So mancher deutscher Publizist wünscht sich die Frauen umgehend zurück an den Herd - und einem ihrer reaktionären Wortführer, Volker Zastrow, gilt das soziale "Gender Mainstreaming" gar als Teil einer Verschwörung vor allem homosexueller Menschen, die verhindern wollten, dass Männer und Frauen ihren 'naturgegebenen' Aufgaben nachgehen könnten und dürften.

Das alles ist natürlich gemeingefährlicher Unsinn. Familien haben aber in der Geschichte und in der Literatur immer schon eine zentrale Rolle gespielt, die einem stetigen diskursiven Wandel unterworfen war. Diese Ausgabe von literaturkritik.de versammelt Rezensionen zu verschiedensten Publikationen, die sich der neuerdings wieder einmal gehypeten Materie aus unterschiedlichster Perspektive nähern: Familienpolitisch, historisch, belletristisch oder feministisch - je nach Wahl. Damit kommen wir zurück auf ein Thema, das wir bereits 2003 zum Schwerpunkt gemacht hatten und danach wiederholt aufgegriffen haben.

Neben einer Rubrik anlässlich des 25. Todestags von Peter Weiss finden Sie wieder über 100 kontroverse Rezensionen, die die Orientierung im Bücherangebot des Frühjahrs 2007 erleichtern mögen.

Mit gutem Gruß ins World Wide Web:

Ihr

Jan Süselbeck