Zu dieser Ausgabe

Verrate mir, welche Metaphern Du benutzt, und ich sage Dir, wer Du bist. So ungefähr könnte man die Essenz einiger der neueren sprachwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden charakterisieren, deren Konjunktur es nahelegt, von so etwas wie einem "rhetorical turn" zu sprechen.

Wem ist schon bewusst, dass er militärisches Vokabular wählt, wenn er etwa von einer "punktgenauen Argumentation" spricht? Doch "punktgenau" nennt man zuallererst eine ebensolche Landung eines ins Kampfgebiet 'vorgestoßenen' Helikopters oder den Einschlag eines Geschosses - nicht aber das, was der (ahnungslose) Sprecher im 'übertragenen', also metaphorischen Sinn damit ausdrücken möchte. Es soll ja sogar Leute geben, die noch immer gedankenlos bemerken, dies oder jenes geschähe "bis zur Vergasung".

Solche sprachkritischen Beobachtungen verraten viel über die Diskurse, denen wir beim alltäglichen Sprechen - oftmals unbewusst - rhetorisch folgen. Doch sie bestimmen unser Leben, unsere Gesellschaft und ihre Politik. Realitäten mithin, die unter anderem zusehends von dem beeinflusst sind, was Tanja Thomas und Fabian Virchow in einem 2006 herausgegebenen Sammelband als "Banal Militarism" untersucht haben.

Diese Ausgabe von literaturkritik.de versucht, mit einem kleinen Schwerpunkt zur Bild- und Metaphernwissenschaft etwas Licht in diese Zusammenhänge zu bringen. Unter den über 80 Rezensionen, die Sie darüber hinaus anklicken können, findet sich auch eine Rubrik mit Artikeln zum 10. Todestag Ernst Jüngers.

Herzlich,
Ihr
Jan Süselbeck