Zwischen Medien, Über(-)Medien - der von Joachim Paech und Jens Schröter herausgegebene Sammelband "Intermedialität - Analog-Digital. Theorien - Methoden - Analysen" gibt einen Überblick

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Sammelband soll, so der Klappentext, "eine Bestandsaufnahme der internationalen Intermedialitätsforschung und ihres Beitrags zum Verständnis [...] des Übergangs von primär ,analogen' zu primär ,digitalen' Medien" leisten. Dabei beschränken sich die zahlreichen Autoren keineswegs auf analoge und digitale Medien, die Offenheit des Begriffs 'intermedial' wird voll ausgeschöpft. Nachdem im ersten Teil des Buches übergreifende Methoden, Theorien und Problemfelder der Intermedialitätsforschung vorgestellt werden, thematisiert das zweite Kapitel intermediale Komplexe in der Literatur.

Die heute gängige Verbindung der Kunstform ,Tanz' mit elektronischer und digitaler Technik, Video-Installationen und Computer-Kunst prädestiniert das performative Medium ,Tanz' als Bindeglied zwischen dem dritten und fünften Kapitel. Diese beschäftigen sich wiederum nicht nur mit Korrelationen analoger und digitaler Medien. Gerade anhand der digitalen Medien werden neue Qualitäten des Begriffes ,intermedial' offengelegt: Neben dem Blick auf transformative Elemente im Austauschprozess verschiedener Künste mache die digitale Programmierbarkeit, so die Herausgeber, die potenzielle Simulierbarkeit einer spezifischen medialen Form deutlich.

Der exponierte Stellenwert der Beziehung analog-digital in diesem Sammelband liegt in dieser These begründet. Die digitale Simulierbarkeit medienspezifscher Formen stellt die bisherige Anwendung des Begriffes - (transformative) Korrelationen zwischen den Kunstformen - stark in Frage. Formale Eigenheiten des Digitalen fernab seiner markanten kulturellen Erscheinungsformen von Sampling und Remix des Dagewesenen, oder auch die Frage nach Art und Weise des Fortbestehens alter Medien im neuen Supermedium sind von zentraler Bedeutung für diesen Band. Nicht weniger interessant und relevant erweist sich aber auch die althergebrachte Perspektive auf das Intermediale. Wenn etwa Joachim Paech und Karl Prümm in ihren Beiträgen die Unschärfe als ureigene Form des ersten apparativen Bildmediums, der Camera Obscur, erkennen und sich ihrer weiteren Verwendung in anderen Medien wie der Malerei zuwenden, treten Sinn und Anwendbarkeit des manchmal inflationär anmutenden Begriffes "Intermedialität" deutlich hervor.

M.R


Titelbild

Joachim Paech / Jens Schröter: Intermedialität - Analog /Digital. Theorien, Methoden, Analysen.
Wilhelm Fink Verlag, München 2008.
618 Seiten, 48,00 EUR.
ISBN-13: 9783770543748

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