Zu dieser Ausgabe

"Die 'Wirkliche Welt'?: ist, in Wahrheit, nur die Karikatur unsrer Großn Romane!", weiß William T. Kolderup, der Protagonist in Arno Schmidts Typoskript-Roman "Die Schule der Atheisten" (1972). Die möglicherweise unzulängliche Dimensionalität, in der wir unsere Existenz alltäglich wahrnehmen, in der Welt der Phantasie und der Literatur ästhetisch zu 'korrigieren' - das war ein altes Ziel all jener Schriftsteller, die ganz hoch hinaus wollten.

Der US-amerikanische Autor Thomas Pynchon gehört wohl auch dazu. Was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass sich die Rezensenten oft schwer tun, seine surrealen 'Gegenwelten' in der ihnen zu Gebote stehenden Zeit angemessen einzuschätzen. Diesen Eindruck vermittelten jedenfalls viele Feuilleton-Reaktionen, die bislang zu Pynchons jüngstem Großroman "Gegen den Tag" zu lesen waren. In der aktuellen Ausgabe von literaturkritik.de gehen wir in der Rezeption dieses sperrigen Werkes zumindest schon einmal einen kleinen Schritt weiter: Unsere Schwerpunktbeiträge dazu untersuchen unter anderem die poetische Rolle der Mathematik genauer, die Pynchon ähnlich wie auch Schmidt besonders zu faszinieren scheint.

Nebenbei widmen wir auch noch der gelegentlich etwas stiefmütterlich behandelten Gattung der Lyrik eine Extra-Rubrik, stellen unter anderem eine pünktlich zum 275. Geburtstag Christoph Martin Wielands erschienene Biografie vor - und hoffen, dass Sie uns auch im Urlaub nicht ganz vergessen haben: Anklicken können Sie unsere Zeitschrift ja überall!

Mit den besten Wünschen für den 'Nachsommer' grüßt
Ihr
Jan Süselbeck