Heroischer Alpinismus

Reinhold Messner zieht in seinem Bildband "Alle meine Gipfel" Bilanz

Von Heribert HovenRSS-Newsfeed neuer Artikel von Heribert Hoven

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Niemand wird bestreiten, dass Reinhold Messner der bekannteste Alpinist unserer Zeit ist. Auch Bergferne kennen zumindest seinen Namen. 1944 im Südtiroler Villnöss-Tal geboren, begann er mit fünf Jahren zu klettern. In den 1960er-Jahren gelangen ihm spektakuläre Erstbegehungen in den Alpen. In den Siebzigern verlegte er sich auf das Höhenbergsteigen im Himalaya, dessen Höhepunkte gewiss die erste Besteigung des Everest ohne Sauerstoff (1978) und 1986 schließlich die Besteigung aller 14 Achttausender dieser Welt waren. In den Neunzigern durchquerte er als Forscher berüchtigte Sand- und Eiswüsten. Im neuen Jahrtausend konzentrierte er sich auf die Gründung einer Stiftung für notleidende Bergvölker und vor allem auf die Einrichtung von insgesamt fünf über den Ostalpenraum verstreuten Museen, in denen die Begegnung von Bergen und Menschen dokumentiert wird.

Messner ist ein unermüdlicher Propagandist seiner selbst. Den Höhen und Tiefen seines Lebens hat er zahlreiche Monografien gewidmet. In einigen Streitschriften hat er, der auch als Politiker aufgetreten ist und die italienischen Grünen im Europaparlament vertreten hat, zu persönlichen Tragödien wie dem Tod des Bruders Stellung bezogen und die Entwicklung des Alpinismus kritisch kommentiert und beeinflusst.

Nun hat er sein privates Fotoarchiv durchforstet und rund 600 Bilder aus den Jahren von 1950 bis 2008 zu einer eindrucksvollen Chronik zusammengestellt. Die Aufnahmen sind oft von recht dürftiger Qualität, aber von großem alpinhistorischen Interesse. Für manche braucht man allerdings eine Lupe. Vor allem die frühen Bilder zeigen den Protagonisten in der Zeit des so genannten heroischen Alpinismus mit den damals üblichen roten Kniestrümpfen und den klobigen Bergstiefeln, die kaum ein elegantes Höhersteigen erlaubten. Die späteren Bilder verraten eine größere Nähe zu den Schönheiten der Natur.

In den eher sparsamen Bildunterschriften wird ein Reinhold Messner sichtbar, der mit berechtigtem Stolz auf seine Leistungen zurückblickt, aber durchaus auch eine gewisse Distanz zu seinem Treiben erkennen lässt.

Insgesamt ist die Bildergalerie durchaus, wie im Untertitel behauptet, die "Bilanz eines Lebens der Extreme"; darüber hinaus aber ist sie auch eine hervorragende Dokumentation von 60 Jahren Alpingeschichte.


Titelbild

Reinhold Messner: Alle meine Gipfel. Bilanz eines Lebens der Extreme.
Herbig Verlag, München 2008.
344 Seiten, 29,95 EUR.
ISBN-13: 9783776625776

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