Die Erinnerung bleibt

Chris Roberts Biografie erinnert an Heath Ledgers Leben und Werk

Von Martin SpießRSS-Newsfeed neuer Artikel von Martin Spieß

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der US-Schauspieler Heath Ledger, der am 22. Januar 2008 an einer Medikamentenüberdosis starb, wird schon jetzt in einem Atemzug mit Marilyn Monroe und James Dean genannt. Und soviel ist klar: damit, dass Ledger jetzt posthum den Oscar für seine Rolle als Joker in "The Dark Knight" verliehen bekommen hat, ist seine Unsterblichkeit besiegelt.

Bereits im vergangenen Juli hat BBC-Reporter Chris Roberts eine illustrierte Biografie Ledgers herausgegeben. Man könnte vermuten, dass man ihr das übers Knie Gebrochene anmerkt, aber dem ist nicht so. Roberts zeichnet Leben und Karriere des im Alter von 28 Jahren gestorbenen Schauspielers nach, der chronologischen Erzählung sind immer wieder Bilder zur Seite gestellt. Bei Ledgers ersten Rollen in australischen Soaps beginnt die Geschichte, mit seiner erste international beachteten Rolle in der Highschool-Romantic-Comedy "10 Dinge, die ich an dir hasse" geht es weiter.

Doch einmal im Scheinwerferlicht, fängt Ledger an, sich gegen den Massengeschmack zu entscheiden. Er lässt sich nicht auf die Rolle des Highschool-Schönlings Patrick Verona reduzieren, sondern probiert sich aus. Als aufstrebender Pferdeknecht, der sich als Ritter ausgibt, in "Ritter aus Leidenschaft". Als furchtloser Ex-Soldat, der sein Leben für das seiner Freunde in Gefahr bringt in "Die vier Federn". Als melancholischer Gefängniswärter in "Monster's Ball". Als der treue, gutgläubige Bruder in Terry Gilliams "Gebrüder Grimm". Als schwuler Cowboy Ennis Del Mar in Ang Lees epochalem Liebes-Drama "Brokeback Mountain". In der Bob-Dylan-Hommage "I'm Not There". Und last but not least als der Joker in "The Dark Knight".

"Heath Ledger. Die illustrierte Biographie" will nicht mehr und nicht weniger sein als eine Nacherzählung von Heath Ledgers Leben. Große Fragen des "Warum" oder "Was jetzt?" vermeidet Roberts glücklicherweise. Und indem er das tut, wirkt die bloße Nacherzählung umso aufrichtiger. "Chris Roberts Tribute To Heath Ledger", wie es im Original heißt, erzählt die Geschichte eines Mannes, der mit seinen mal mehr, mal weniger erfolgreichen Filmen bereits Filmgeschichte geschrieben hatte und auf den noch viel mehr gewartet hätte. Seinen letzten bereits gezeigten Film, Christopher Nolans "The Dark Knight", hat er nicht mehr vollendet gesehen. Er ist ein wahres Meisterstück geworden: nicht nur, weil er Batman das erste Mal als dunklen Ritter zeigt. Sondern vor allem weil der Fledermausmann zum ersten Mal einen Gegner hat, der an Boshaftigkeit nicht zu übertreffen ist. Der von Heath Ledger so genial schwarz, hämisch und abseitig gespielt wurde, dass es ein Jammer ist, sich auf nicht mehr von ihm freuen zu können. Obwohl: Terry Gilliams "The Imaginarium of Doctor Parnassus" wird der wirklich letzte Film, in dem Ledger mitgewirkt hat. Wenn dann der Vorhang fällt, wird es nichts Neues mehr von ihm geben. Nur die Erinnerung. Die Chris Roberts mit seinem Buch wach hält. Dankenswerterweise.


Titelbild

Chris Roberts: Heath Ledger. Die illustrierte Biographie.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Nico Laubisch.
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2008.
110 Seiten, 16,90 EUR.
ISBN-13: 9783896028426

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