Aus drei mach fünf

In "Schottische Katzen kennen den Weg" gerät Alexander McCall Smiths neugierige Detektivin in zwischenmenschliche Turbulenzen

Von Barbara TumfartRSS-Newsfeed neuer Artikel von Barbara Tumfart

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Alexander McCall Smith, Jahrgang 1948, ist ein besonders fleißiger Autor. Neben zahlreichen Fachbüchern aus dem Bereich des Medizinrechts (McCall lehrte dies viele Jahre an der Universität Edinburgh) und einer Vielzahl an Kinderbüchern begann er mehrere Romanreihen wie "The No. 1. Ladies' Detective Agency" rund um die Privatdetektivin Mma Ramotswe und die Krimi-Reihe mit der Protagonistin Isabel Dalhousie, die ihm Erfolg in 42 Ländern bescherten. In Summe kann der schottische Autor auf ein Gesamtwerk von etwa 60 Büchern zurückblicken, was nicht weiter verwundert, da er bekräftigt, durchschnittlich zwischen 3.000 und 4000 Worte täglich zu Papier zu bringen.

"The Right Attitude to Rain" erschien in der englischsprachigen Originalausgabe bereits 2006 und liegt nun in einer deutschen Übersetzung von Thomas Stegers im Münchner Karl Blessing Verlag unter dem Titel "Schottische Katzen kennen den Weg" vor. Erwartet der Leser jedoch eine spannende Krimilektüre oder exzellente literarische Qualität, so wird er notgedrungen diesen zwar unterhaltsamen, aber nicht lange beeindruckenden Roman enttäuscht aus den Händen legen.

Einmal mehr steht die wohlhabende Erbin Isabel Dalhousie, 41 Jahre alt und Herausgeberin der "Zeitschrift für angewandte Ethik", im Mittelpunkt des unspektakulären Geschehens. Immer im Zwiespalt mit ihrer ausgeprägten Neugier (sie nennt es "ethisches Interesse") für das Privatleben anderer Leute und den moralischen Bedenken, sich zu sehr einzumischen, gerät sie ständig in Konflikte mit ihrer Umwelt. So kümmert sie sich rührig um ihre Nichte Cat, die einen Feinkostladen in Edinburgh betreibt und mit ihren zahlreichen und ständig wechselnden Männerbekanntschaften der interessierten Tante reichlichen Stoff zum Nachdenken und Spekulieren liefert. Zudem hat Isabel Probleme mit ihrer wachsenden Zuneigung zu dem um mehr als ein Jahrzehnt jüngeren Musiker Hugo, seinerseits ein ehemaliger Liebhaber der charismatischen Cat. Schließlich wird diese Dreierkonstellation durch das Auftauchen eines reichen amerikanischen Pärchens erweitert, das Isabel und Hugo auf ein Wochenende in ihr Landhaus einlädt und damit weiteren Zündstoff für Isabel liefert.

McCall Smith sieht sich selbst als altmodischen Autor, der bewusst Verbrechen und Brutalität aus seinen Werken ausspart und "sanfte" Bücher schreiben möchte. Eine an sich gute und lobenswerte Idee. Leider wirkt "Schottische Katzen kennen den Weg" stellenweise wie eine künstliche Aneinanderreihung von Gedankengängen, die ausgehend von alltäglichen Geschehnissen in Isabels Leben zu weltumfassender Bedeutung aufgebauscht werden. Bleiben die handelnden Personen eher blaß und konturenlos, so gelingt es dem Autor doch sehr gut, dem Leser das Lokalkolorit seiner Heimatstadt Edinburgh und die typisch schottische Lebensweise näher zu bringen. Die Dürftigkeit der Handlung wird immerhin durch eine Reihe amüsanter und witziger Szenen kaschiert. Liebhaber des britischen "way of life" aber, ohne großes Interesse an Spannung oder zeitkritischen und packenden Handlungsmomenten, werden an diesem sehr gesitteten, "sanften" Buch im landestypischen Konversationsstil und gepflegten Umgangsformen sicherlich ihre Freude haben.


Titelbild

Alexander McCall Smith: Schottische Katzen kennen den Weg. Ein neuer Miss-Isabel-Roman.
Übersetzt aus dem Englischen von Thomas Stegers.
Blessing Verlag, München 2008.
311 Seiten, 19,95 EUR.
ISBN-13: 9783896672650

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