Vom Suchen und Finden

Über Stefan Schmitzers Debütroman "wohin die verschwunden ist, um die es ohnehin nicht geht"

Von Lennart LaberenzRSS-Newsfeed neuer Artikel von Lennart Laberenz

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Geschichte, die im Debüt-Roman "wohin die verschwunden ist, um die es ohnehin nicht geht" des österreichischen Autors Stefan Schmitzer erzählt wird, fügt sich erst nach deutlich mehr als einem Drittel des Romans: Ein Mann, früher Künstler, jetzt Lehrer, hatte einmal einLiebesabenteuer Nachmittagsliebe zu Dritt, und davon ist eine noch jugendliche Frau schwanger geworden. Durch einen Zufall entdeckt er nun, dass er ihren Sohn unterrichtet. Die Mutter hat sich früh aus dem Staub gemacht, testet die Selbstfindungsmechanismen der 1990er-Jahre und nun finden der Lehrer und der Schüler langsam zusammen und machen sich auf die Suche nach ihr.

Es ist die Suche, die die beiden miteinander verbindet. Die Suche nach den Geheimnissen der eigenen Vergangenheit und den Rückständen, die flüchtige Begegnungen hinterlassen haben. Den Rätseln, die übrig blieben. So zumindest aus der Sicht des Lehrers. Für den Schüler ergibt sich ein weiteres Spiel, welches ihn von der Trägheit des Alltages ablenkt und ihn zum Grund seiner eigenen Wut führen wird. In dem Maße geht es nicht um die, die verschwunden ist, sondern um die Suchenden. Endlich passiert einmal wieder etwas in ihrem Leben.

Stefan Schmitzer erzählt diese knappe Geschichte mit der Sprache der Alltagsmedien: Videoclips, Comicstrips, Regieanweisungen, mündliche Erzählung. Alle Akteure kommentieren ihre Empfindungen, der auktoriale Erzähler tut stets das seinige. Dadurch sind Entwicklungen und Auseinandersetzungen distanziert, Kommentarschichten liegen übereinander, geben der knappen Handlung Stoff und den Charakteren Geschmack. Schmitzer gelingt es, seinem Roman die Farben einer Ulrich-Seidel-Welt zu geben, ohne diesen zu kopieren. Allerdings erschöpft sich die Geschwindigkeit auch selbst, Videoclips sind kurz, ihren Rhythmus kann man nicht strecken. Am Ende bleiben vom Erzählten wenig Spuren.


Titelbild

Stefan Schmitzer: wohin die verschwunden ist, um die es ohnehin nicht geht.
Literaturverlag Droschl, Graz 2009.
148 Seiten, 18,00 EUR.
ISBN-13: 9783854207542

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