Vorbemerkung

Literaturkritik heute lebt aus dem Augenblick heraus, ist Teil der Eventkultur, ist selber Event, dass die Fetzen fliegen.

Um Literatur gehe es gar nicht mehr, sagen die Kritiker der Literaturkritik, und verweisen tadelnd auf das "Literarische Quartett".

Weil gute Kritiken, lustvoll zu lesen, selten seien (wie gute Verrisse auch), müsse der Schaukampf her, oder aber das Gespräch mit dem Autor, der sich gleich selbst interpretiert.

Ist die Kritik in der "Krise" (Politycki) oder in einer "Experimentierphase" (Mensing)?

Schön, wenn es die Experimentierphase wäre. Nur: die "alten Säcke" (Rüdenauer) experimentieren nicht, und die jungen haben einen Literaturbegriff, der ist oft ohnmächtig traditionell.

Wie dem auch sei: Ohne die Kritik gäbe es kein Gespräch über Bücher, und erst durch Interpretation bekommt Literatur Dignität. Glücklich der Autor, an dessen Werk sich die Gemüter entzünden, traurig jener, der den Eindruck gewinnen muss, sein Buch sei nur ihm selbst erschienen.

Jeder Kritiker gibt eine Perspektive vor für die Rezeption von Literatur. Jede Interpretation zieht Interpretationen nach sich. Vier Ansätze und Anstöße zu einer Kritik der Literaturkritik seien im folgenden Schwerpunkt vorgestellt.

Lutz Hagestedt