Friede, Freude, Friesland

„Tod mit Meerblick“ ein Kriminalroman von Andreas Schmidt, der für Schleswig-Holstein begeistert

Von Frank RiedelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Frank Riedel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Im zweiten Teil seiner Trilogie lässt Andreas Schmidt die Tochter des Kommissars Ulbricht ermitteln. Er hat sich dabei auch von den heimatlichen Gefilden entfernt: Nach seinen Wuppertal-, Bergischen-Land- und Weserberglandkrimis war nun eine Urlaubsreise an die Nordsee seine Inspiration.

Vor zwanzig Jahren hat Ulbrichts Frau Wuppertal und ihrem ständig arbeitenden Ehemann den Rücken gekehrt und ist mit ihrer kleinen Tochter nach Schleswig-Holstein gezogen. Trotz ihrer Gegenwehr eiferte Wiebke Ulbricht beruflich ihrem Vater nach und schloss die Polizeischule in Kiel ab. Nun hat sie, nach drei Wochen als Kommissarin in Husum, ihren ersten Mordfall. Schnell entpuppt sich der vermeintliche Selbstmord im Strandkorb als Tötungsdelikt, aber die Identität der Leiche bleibt ebenso lange ungewiss, wie der Leser geschickt auf falsche Fährten geleitet wird, „denn die Spuren verlaufen sich im wahrsten Sinne im Sand“.

Der Leser liest sich in die heile nordfriesische Welt der Teezeremonien, lernt ausschließlich Menschen mit nordischen Namen, deren Stärken und Schwächen kennen und streift wie im Urlaub durch die Geschichte und das Typische der Region. Dort, wo das „Schietwetter“ täglich mehrfach wechselt, Kühe und Schafe an trüben, tristen, grauen Tagen gelangweilt auf, vor oder hinter dem Deich grasen, geboßelt wird, man sich mit „Moin“ begrüßt und „Heißgetränktassen mit beiden Händen so hält, als müsse man sich daran wärmen“, macht sich die „SOKO Strandkorb“ auf die Suche nach dem Täter.

Bisweilen scheint auch der Lektor so im Lokalkolorit gefangen gewesen zu sein, dass er wohl an Sandbänke denkend, eine „Durchsuchung der Datenbänke“ durchgehen ließ. Der Einblick in den Personalbestand der Polizeiinspektion Husum, die Aufzählungen der Dörfer, Straßen, Restaurants, Erklärungen zum Friesischen („Wat mut dat mut“) und unvermittelte Anmerkungen zu Theodor Storm oder Husums Stadtgeschichte mögen den Urlauber während oder nach seiner Nordseereise beglücken, dem neutralen Ortsfremden erscheinen sie langatmig.

Dass der erste Fall von Wiebke und ihrem Kollegen Petersen eine sehr überraschende Wendung nimmt und am Ende alles auf den Kopf stellt, erfüllt die Erwartungen an einen Krimi. Ob man die Lösung für passend, nachvollziehbar oder faszinierend hält, ist wie immer jedem Leser selbst überlassen. Und doch scheint der Hintergrund – ein Serienvergewaltiger, der mit neuer Identität und somit legal für den Bundesnachrichtendienst arbeitet – nicht nur für die junge Kommissarin und die nordfriesische Provinz um eine (unglaubwürdige) Nummer zu groß geraten.

Titelbild

Andreas Schmidt: Tod mit Meerblick. Schleswig-Holstein-Krimi.
Leda Verlag, Leer 2011.
253 Seiten, 9,90 EUR.
ISBN-13: 9783939689676

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