Wenn man in keine Bande passt, macht man sich eine eigene

Saskia Hula erzählt von der „besten Bande der Welt“

Von Georg PatzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Georg Patzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Oskar hat es nicht leicht. Knurrig kickt er seinen Ball Richtung Mauer. Aber nur ein Teddy sitzt davor. Keiner spielt mit ihm: Oskar gehört nämlich nicht dazu. „Für die eine Bande ist er zu klein. Für die andere Bande ist er zu groß. Für die eine Bande braucht man zottige Haare. Für die andere einen gelben Regenmantel.“ Und so geht es immer weiter. Alle gehören zu irgendeiner Bande. Nur Oskar nicht. Ganz offensichtlich passt er einfach nicht.

Was also tun? Oskar hat eine geniale Idee: Er gründet eine eigene Bande. „Das Gute daran ist: Er kann gleich der Anführer sein. Das Schlechte daran ist: Keiner will zu Oskars Bande gehören. Weil ja alle anderen schon in einer Bande sind.“ Also gründet Oskar die kleinste Bande der Welt.

Er sucht sich einen Geheimplatz, wo sich die Bande treffen kann. Alle Plätze sind schon besetzt. Fast alle, denn auf den großen Kastanienbaum hat sich noch niemand getraut. Und dann baut er und schleppt Sachen an, eine Leiter und ein paar Bretter, ein Vorderrad und eine Schnur, ein Halsband und ein paar Strümpfe. Schon bei den Vorbereitungen für seinen eigenen Geheimplatz sehen alle anderen neugierig zu und wundern sich.

Und als er fertig ist, streut er Sand als geheimnisvolle Spur. Der Köder wirkt, die anderen werden neugierig. Zuerst kommt „Jojo von den Regenmänteln“ und will unbedingt mitmachen. Ist aber geheim, und das geht nicht ohne Geheimwort. Das er Jojo dann schließlich doch verrät. Leise sagt er ihm ins Ohr: „Saramidurafideles.“ Jojo, der das Geheimwort natürlich nicht aufschreiben darf, sagt leise vor sich hin: „Saramadirufilestes. Saradimarafindestes“. Und Oskar ruft ihm hinterher: „Und dass du es ja nicht weitersagst!“

Als dann das Treffen ist, kommt aber nicht als erster der Regenmantel-Jojo, sondern der zottelige Rastamän und sagt „Silimadulifilasta“, und Oskar nickt. Dann kommt Sindi von den Mädchen und sagt: „Saratamaraledistes“ und Oskar nickt, und Rastamän hilft ihr auf den Baum.

Es kommt, wie es kommen muss: Am Schluss ist von jeder Bande einer dabei, alle haben ein anderes Geheimwort gesagt, und immer war es richtig, aber Oskar und seine Bandenfreunde sind zufrieden. So sitzen sie zusammen im Baum, trinken Kaffee, angeln und kämmen den zotteligen Rastamän, nur der Hund Wotan muss unten bleiben. Gemütlich hocken sie auf den Ästen und lassen die Beine baumeln und pfeifen sich eins, und dann kommt Jojo und meint: „Echt coole Bande.“

Es ist eine einfache Geschichte, die Saskia Hula erzählt, sehr einfach illustriert von Ina Hattenhauer. Die Bilder zeigen fast nur das, was in den Worten schon steht, sie deuten nur wenige andere Geschichten an, die man sich zusammenreimen muss, wie etwas die, wo Oskar das Vorderrad hat, das er an einen Ast bindet. Auch die Moral ist ein bisschen arg simpel: Du musst selbst etwas tun, damit du Freunde findest. Selbst die Sache in die Hand nehmen, dann findest du schon eine Lösung für dein Problem, dann kommen die Leute zu dir, statt dass du ihnen hinterherlaufen musst. Und dass es eine sehr schöne Sache ist, wenn Leute aus unterschiedlichen Banden eine ganz neue, bunt zusammengewürfelte bilden.

Aber insgesamt ist das Kinderbuch ganz nett, und die Kleinen werden sicherlich einigen Spaß haben, die immerwiederkehrenden Details, die manchmal in anderen Zusammenhängen stehen, auf den Bildern wiederzufinden.

Titelbild

Saskia Hula: Die beste Bande der Welt.
Illustriert von Ina Hattenhauer.
Residenz Verlag, St. Pölten 2012.
40 Seiten, 14,90 EUR.
ISBN-13: 9783701721078

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