Alles in Butter – Klaus Köhlers Buch über die Frage, wie Walter Kempowski, Bernhard Schlink und Martin Walser den Zivilisationsbruch unter den Teppich kehren

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Klaus Köhlers Buch handelt von den Versuchen, nach 1945 über die deutsche Scham zu schreiben, die Shoah verschuldet zu haben. Tatsächlich kommentierten diese Texte jedoch „die absolute Schuldfreiheit der Volksgenossinnen und Volksgenossen, die allenfalls im Modus der Verführung einige Kratzer abbekommen haben“. Sachwalter dieser nach Meinung des Autors schäbigen Apologie sind Walter Kempowski, Bernhard Schlink und Martin Walser. Ihr Werk steht deshalb im Mittelpunkt dieser textnahen Literaturanalysen. Um die so gewonnenen Einsichten zu befestigen, werden andere Autoren vergleichend herangezogen. Peter Wapnewski verfolgt den gleichen Kurs wie Kempowski, Schlink und Walser; Reinhard Baumgart, Dagmar Leupold und Uwe Timm zeigen zumindest in Ansätzen, wie eine Literatur aussehen könnte, die den moralischen Anforderungen des Themas gerecht wird.

Da es in diesem Buch nicht um Literaturkritik im engeren Sinne geht, sondern um die Widerspiegelung mentaler Prozesse, vor allem um die Rolle der Volksgemeinschaft, wird die erzählende Prosa immer wieder in materialreichen Längsschnitten – etwa zum Antisemitismus oder zu der Lebensraumpolitik – abgeglichen mit der Realität des Nationalsozialismus. Dies ermöglicht, die Schreibabsicht der behandelten Autoren offenzulegen und den widerständlichen Ruf, der einigen immer noch anhaftet, zu hinterfragen.

Titelbild

Klaus Köhler: Alles in Butter. Wie Walter Kempowski, Bernhard Schlink und Martin Walser den Zivilisationsbruch unter den Teppich kehren.
Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2009.
472 Seiten, 48,00 EUR.
ISBN-13: 9783826040313

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