Zwei sympathische Hauptfiguren im mörderischen Großstadtsumpf

Christopher Brookmyre schreibt schottische Krimiunterhaltung mit hohem Suchtfaktor

Von Barbara TumfartRSS-Newsfeed neuer Artikel von Barbara Tumfart

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Glasgow, die schottische Metropole und eine der europäischen Großstädte mit der höchsten Mordrate, ist der Schauplatz des Krimis „Wer schlafende Hunde weckt“ des britischen Autors Christopher Brookmyre. Brookmyre, geboren 1968 in Barrhead bei Glasgow hat mit seinen zahlreichen mit, Preisen ausgezeichneten Kriminalromanen in Großbritannien bereits eine Art Kultstatus erreicht. Sein letzter Krimi „Where the Bodies are burried“ (2011) liegt nun endlich auch in einer deutschsprachigen Übersetzung von Hannes Meyer im Galiani Verlag vor und hat durchaus das Potential, auch abseits der anglophonen Leserschaft ein großes Fanpublikum zu gewinnen.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen zwei Frauen. Die ehrgeizige Kommissarin Catherine McLeod muss den brutalen Mord an einem Kriminellen der Glasgower Drogenszene aufklären und vermutet hinter der Tat vorerst eine der üblichen Racheaktionen zwischen verfeindeten Gangs. Parallel dazu versucht die junge arbeitslose Schauspielerin und Gelegenheitsdetektivin Jasmine das Verschwinden ihres Onkels Jim, einem Ex-Polizisten und Privatdetektiv aufzuklären. Ihre reichlich dilettantischen und chaotischen Ermittlungen rund um Jims letzten Fall, der mit dem spurlosen Verschwinden eines jungen Ehepaares und ihres kleinen Sohnes im Jahre 1983 zu tun hatte, führen sie zu dem undurchsichtigen Tron Ingrams.

Doch mit ihren unvorsichtigen Nachforschungen scheint sie einem brisanten Geheimnis auf der Spur zu sein. Jasmine und Ingrams werden zur Zielscheibe von brutalen, unerschrockenen Auftragskillern und müssen untertauchen. Erst durch die Kontaktaufnahme mit Catherine McLeod kommt allmählich Licht in die ganze Affäre und das Verschwinden des Paares kann aufgeklärt werden.

Flott erzählt und spannend aufbereitet entführt dieser Krimi den Leser durch die faszinierend böse und abschreckende Glasgower Unterwelt. Ohne Beschönigung wird über den polizeilichen Berufsalltag zwischen Korruption, chronischer Überarbeitung und Machtlosigkeit angesichts der überhand nehmenden Kriminalität berichtet. Am Schluss siegt zwar erwartungsgemäß die Gerechtigkeit, bitter bleibt aber der Nachgeschmack über die dafür notwendigen Opfer. Die zwei weiblichen Hauptfiguren beeindrucken durch ihre plastische Realitätsnähe und ihre authentisch wirkende Handlungsweise und wecken große Sympathie beim Leser. Ein zynisch-realistischer Krimi vor authentisch wirkender Großstadtkulisse, kultig-spannende Krimiunterhaltung mit hohem Suchtfaktor.

Titelbild

Christopher Brookmyre: Wer schlafende Hunde weckt. Roman.
Übersetzt aus dem Englischen von Hannes Meyer.
Galiani Verlag, Köln 2012.
400 Seiten, 19,99 EUR.
ISBN-13: 9783869710631

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