Bildungslektüre aus Makkaroni

Tina Fey zeigt Männern mit und ohne Humor, wer die „Bossypants“ anhat.

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Popularität, die Tina Fey durch die Verkörperung Liz Lemons in der von ihr konzipierten und produzierten Sitcom-Serie „30 Rock“ erlangte, wurde noch gesteigert durch ihre Parodie Sarah Palins, die sie – wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen zu vernehmen ist – noch um einiges überzeugender dazustellen verstand als die Politikerin selbst.

Nun hat Tina Fay einer gewissen Jeanne gleichen Nachnamens ein Buch „aus Makkaroni gebastelt“. Auch wenn es denn doch eher nach Papier und Druckerschwärze schmeckt, möchte man lieber der dies beteuernden Widmung Glauben schenken, als sich mit dem profanen Ergebnis des Zungentests zu bescheiden. Der Augentest wiederum ergibt, dass man ein lesbares Produkt in Händen hält – wie auch immer es um die Substanz seines Materials bestellt sein mag. Ein sehr gut lesbares sogar. Nun betritt es zwar mit den Kindheitserinnerungen einer Autobiografin die Bühne. Doch handelt es sich keineswegs um ein harmloses Buch, wie man bei einer solchen Konstellation vielleicht erwarten mag. Denn es erschöpft sich keineswegs darin, stets amüsant zu sein, nicht selten gibt es sich ironisch, zuweilen sarkastisch und gelegentlich ist es sogar von geradezu erlesener Bosheit.

Zu seinen autobiografischen Seiten zählen etwa die Berichte aus Feys Zeit bei der seit einigen Jahrzehnten erfolgreich Star um Star produzierenden Comedy „Saturday Night Live“ und der nun mit der 7. Staffel endenden Sitcom „30 Rock“. Doch hat die Autorin einiges mehr zwischen die beiden Buchdeckel gepackt, darunter so manches, was das Genre der Autobiografie sprengt. So beantwortet sie einige E-Mails, die den Lesenden nicht vorenthalten werden und sich als derart bescheuert erweisen, dass schon alleine dies für deren Echtheit bürgen dürfte.

Darüber hinaus plaudert Fey diverse Geheimnisse ihrer Mutter aus und zögert nicht, deren „Schönheitsplan“ zu verraten. Allerdings hält sie auch nicht mit den eigenen „Grundsätzen für allzeit unglaubliches Aussehen“ hinter dem Berg. Doch wartet Fey keineswegs nur mit Beauty-Tipps auf. „Bossypants“ bildet. So klärt die Lektüre etwa darüber auf, was „Päpste und Drag Queens“ oder „Politiker und Prostituierte“ und die Autorin selbst mit Sarah Palin gemein haben, sie belehrt darüber, in welcher Zeitschrift man „die besten Photoshop-Bearbeitungen“ des eigenen Konterfeis finden kann, erläutert, was „Nippel-Nazis“ sind und legt dar, warum Ohio im „großen amerikanischen ‚Melting Pot‘“ einem „Mehlklumpen“ gleicht, „der nicht richtig verrührt worden ist“ und New York an „diese Knoblauchzehe“ erinnert, „auf die man beißt, weil man sie für ein Kartoffelstückchen hält“. Selbst wir Deutsche erfahren Erhellendes über unseren Volkscharakter, zu dem etwa „die spezifisch deutsche Fähigkeit, mühelos zwischen Sentimentalität und Kälte zu oszillieren“, gehört.

Kurz, Feys „Bossypants“ ist außerordentlich erheiternd – und noch amerikanischer. Man muss schon männlichen Geschlechts und ganz und gar humorlos sein, um von von der Lektüre nicht amüsiert zu sein. Eins jedenfalls ist sicher: Wer „30 Rock“ mag, wird „Bossypants“ lieben.

Titelbild

Tina Fey: Bossypants. Haben Männer Humor?
Übersetzt aus dem Englischen von Karolina Fell und Silke Jellinghaus.
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2012.
281 Seiten, 13,95 EUR.
ISBN-13: 9783862520305

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