Pfau am Steuer

Isabel Rohner und Andreas Franken haben einen Band mit Aphorismen von Frauen herausgegeben

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Vor kaum mehr als einem Jahr buchstabierten Isabel Rohner und Andreas Franken im Titel eines Büchleins ein zwar einfach klingendes, aber nicht immer ganz so einfach umzusetzendes Erfolgsrezept aus. Es handelte sich um eine Aphorismen-Sammlung, in der „kluge Frauen“ geistreiche Gewitztheiten „über Macht, Erfolg und Geld“ zum Besten gaben. Nun liegt bereits ein Nachfolgeband vor. Wiederum gewährt das HerausgeberInnen-Duo zahlreichen klugen Frauen das Wort. Doch geht es diesmal um „Männer, Autos und andere Accessoires“. Den titelstiftenden Aphorismus „Männer fahren besser – mit Bus und Bahn“ hat natürlich eine Rennfahrerin beigetragen: Sabine Schmitz. Die Schauspielerin Anna Magnani erklärt, warum die Herren besser die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen sollten: „Ein Mann am Steuer ist ein Pfau, der sein Rad in der Hand hält.“

Wie der Band zeigt, ist Sabine Schmitz nicht die einzige ihres Geschlechts und ihrer Zunft, die nicht nur hinter dem Steuer, sondern auch mit der Feder brilliert. Und auch die Gilde der Schauspielerinnen ist zahlreich vertreten. Jeanne Moreau etwa steuert eine bittere Lebensweisheit bei. Katherine Hepburn verrät, was man sich mit einer Heirat einhandelt. Rita Hayworth wird ein Auftritt mit ihrem wohl bekanntesten Diktum gewährt. Anita Ekberg äußert Kryptisches und Claudia Cardinale ebenso Amüsantes wie Wahres über die Ehe, während Joey Lauren Adams erläutert, welche beiden Personen für ihr „Zustandekommen“ unabdingbar sind. Zsa Zsa Garbor verrät hingegen, warum sie eine „hervorragende Hausfrau“ ist, und widerspricht einer ihrer schauspielernden Kolleginnen hinsichtlich der besten Freunde eines Girls. Die aber hatte nur gesungen, dass es Diamanten seien. Erdacht hat die berühmte Song-Zeile natürlich ein Mann, nämlich Jule Styne. Marilyn Monroe, die Sängerin des Liedes, wiederum weiß, was starke Männer kennzeichnet. Eleonora Duse und Anna Magnani räsonieren über die allzu schwach ausgebildete Fantasie der Männer. Hanne Wieder plaudert aus, warum „die Frauen das letzte Wort haben“ und Barbara Streisand weist auf einen Unterschied zwischen den Geschlechtern hin. Damit sind noch längst nicht alle Aktricen genannt, deren kluge und witzige Weisheiten sich in dem Band nachlesen lassen.

Ebenso oft wie auf Schauspielerinnen stößt man auf Schriftstellerinnen und Feministinnen, unter ihnen Marie Ebner-Eschenbach, Colette Elisabeth Cady Staton, Shulamith Firestone. Oft bilden Schriftstellerin und Feministin auch eine Personalunion wie etwa im Falle Hedwig Dohms, Helene von Druskowitz’, Virginia Woolfs, Marilyn Frenchs, und Elfriede Jelineks. Des Weiteren wurden die HerausgeberInnen bei Politikerinnen wie Hilary Clinton und Sportlerinnen wie Katharina Witt fündig. Die populäre Tennis-Spielerin Martina Navratilova etwa stellt unter Beweis, dass sie nicht nur auf dem Platz, sondern auch im Interview schlagfertig ist, während die ehemalige Staatssekretärin im schleswig-holsteinschen Ministerium für Frauen, Jugend, Wohnungs- und Städtebau Ursula G. T. Müller eine Lanze für „ein bisschen Männerhass“ bricht.

Belehrte uns Simone de Beauvoir, dass man nicht als Frau geboren, sondern dazu gemacht wird, so fügt Tina Turner die Lektion an, dass Männer hingegen sehr wohl als solche geboren werden, und zeigt, zu welch fatalem Irrtum das führt. Die Cartoonistin Nicole Hollander wiederum weiß, wie die Welt ohne das vermeintlich starke Geschlecht aussehen würde, und Donna Leon liefert den „besten Beweis dafür, dass Frauen Humor haben“.

Nicht alle der Aphorismen stammen aus neuerer Zeit. Kluge Frauen gab es bekanntlich schon immer. So philosophierte Jenny d’Hericourt bereits im 19. Jahrhundert über emanzipierte Männer. Gelegentlich gehen die HerausgeberInnen aber auch schon mal bis in die Antike zurück, in der Xanthippe bedauerte, nicht „den gutgebauten Ringer“ geheiratet zu haben.

Wenn Rohner und Franken ihr Buch im Vorwort mit den Worten bewerben, es enthalte eine „wilde Mischung“ und „mehr als 350 besonders schönen, witzigen, scharfsinnigen und gesellschaftskritischen Aussprüche“, so ist das keineswegs übertrieben. Nur höchst ausnahmsweise ist ihnen einmal ein wenig origineller Aphorismus dazwischen gerutscht. Der Gedanke „Reichtum besteht nicht darin, viel zu besitzen, sondern sich wenig zu wünschen“ wird in ihrem Bändchen der englischen Historikerin Esther de Waal zugeschrieben. Tatsächlich war es Epikur, der ihn weit über 2.000 Jahre zuvor wohl als erster dachte.

Über einige der Zitate haben sie „heftig diskutiert“, bekennen Rohner und Franken. Eines aber ist sicher: Sie alle zeigen, dass Frauen die Männer weit besser kennen, als diese gemeinhin ahnen. Daher sei das Buch auch ihnen zur Lektüre anempfohlen.

Titelbild

Isabel Rohner: "Männer fahren besser - mit Bus und Bahn". Kluge Frauen über Männer, Autos und andere Accessoires.
Ulrike Helmer Verlag, Sulzbach (Taunus) 2012.
200 Seiten, 12,95 EUR.
ISBN-13: 9783897413436

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch