Dirk Kaeslers große Biographie zu Max Weber im Koordinatensystem seiner eigenen Epoche

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Max Weber ist einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts, doch er war nicht unser Zeitgenosse. Dirk Kaesler zeigt in seiner  Biographie Max Weber im Koordinatensystem seiner eigenen Epoche – zwischen der Gründung des Deutschen Kaiserreichs und seinem Untergang.

Nur wenige Denker werden so häufig als Interpret unserer Gegenwart in Anspruch genommen wie Max Weber. Etwa, wenn es um die Frage geht, ob Politiker „Charisma“ haben oder nicht, wenn behauptet wird, dass Politik das „Bohren harter Bretter“ sei oder wenn erörtert wird, ob der Protestantismus „Schuld“ am Kapitalismus trage. Doch es war nicht unsere Welt, die Weber zu seinen Theorien inspirierte. Dirk Kaesler rekonstruiert die Entstehung von Webers Werk im Kontext der damaligen Ideen und Kontroversen, zeichnet seine wissenschaftlichen und politischen Aktivitäten nach und entschlüsselt den Menschen Max Weber. Dabei wird deutlich, wie sehr sowohl das wissenschaftliche Werk als auch das lebenslange politische Engagement dieses Mannes untrennbar mit seinen diversen Familiensystemen verbunden waren und nur aus diesen verstanden werden können. Leben wie Werk Max Webers sind vorgeprägt von Vorfahren, Großeltern, Eltern und Geschwistern, deutschen Städten und ihren Bürgern. Seine bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen sind zugleich das Werk seines eigenen Lebens wie auch das jener vielen Menschen, die dieses Leben begleitet und mitbestimmt haben.

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Titelbild

Dirk Kaesler: Max Weber. Preuße - Denker - Muttersohn.
Verlag C.H.Beck, München 2014.
1007 Seiten, 38,00 EUR.
ISBN-13: 9783406660757

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