Humorvolle Anekdoten aus dem Alltag

Die Kolumnensammlung „Jetzt mal unter uns… Das Geheimnis schwarzer Strickjacken und andere ganz wichtige Erkenntnisse“ von Dora Heldt

Von Yvette RodeRSS-Newsfeed neuer Artikel von Yvette Rode

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Bärbel Schmidt, besser bekannt unter ihrem Pseudonym Dora Heldt, erobert seit 2006 mit Romanen wie Ausgeliebt, Urlaub mit Papa, Inge haut ab oder Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt die Bestseller-Listen. Neben ihrer Tätigkeit als Verlagsvertreterin für dtv schreibt sie seit 2012 regelmäßig Kolumnen für die Zeitschrift Für Sie, in denen sie humoristische Anekdoten aus ihrem Leben erzählt. Aufgrund der positiven Resonanz bei den Leser*innen veröffentlicht Heldt jetzt ausgewählte Texte in einem Buch mit dem Titel Jetzt mal unter uns… Das Geheimnis schwarzer Strickjacken und andere ganz wichtige Erkenntnisse im Deutschen Taschenbuch Verlag.

In insgesamt 52 Texten nimmt sie die Leser*innen (oder wohl doch: Leserinnen) mit auf eine Reise durch ihren eigenen Mikrokosmos und gewährt ihnen einen Einblick in ihr – oftmals unverhohlen profanes – Leben. So beschreibt Heldt das Problem, wenn man trotz vollem Kleiderschrank „nichts zum Anziehen“ findet und nach einer mehrstündigen erfolglosen Shoppingtour feststellt, dass „kein Kleid so [sitzt], wie es am Bügel aussieht“. Außerdem philosophiert sie darüber, „warum Frauen gerne Schuhe kaufen“, warum sie anders kommunizieren als Männer, weshalb es so schwer ist, den passenden Bikini zu finden und warum ein gemeinsamer Urlaub einen „Härtetest für die Partnerschaft“ bedeutet. Weitere Themen ihrer Kolumnen sind Fehlkäufe, Gewichtsschwankungen und Diäten.

Manche Rezipientin wird sich vermutlich in Jetzt mal unter uns… Das Geheimnis schwarzer Strickjacken und andere ganz wichtige Erkenntnisse wiederfinden. Jetzt mal unter uns: Dies ist wenig überraschend, zumal die Zeitschrift Für Sie – nomen est Zielgruppe – eine weibliche Leserschaft anspricht, die sich für ‚Beauty’, Mode, Ernährung und Partnerschaft interessiert. Dies verhandelt Heldt auch in der ersten Anekdote des Buches „Das Kind schreibt Kolumnen“, die ein Gespräch mit der Autorin und ihrer Mutter in den Mittepunkt stellt, in dem erstere letzterer begreiflich macht, dass sie Geschichten für ihre Kolumne suche, die „zu einem Frauenmagazin passen“ müssen.

In „Wichtigtuer über den Wolken“ macht sie sich über Geschäftsleute in Anzug und Krawatte lustig, die sich während des Fluges dem Wirtschaftssteil der Zeitung widmen und unmittelbar nach der Landung ihr Handy einschalten, um wichtige Geschäfte zu regeln. Eine Parfümeriefachverkäuferin, die in der Drogerie arbeitet, in der Heldt einen Gutschein einlösen will, zeichnet sie als arroganten Cameron Diaz-Klon, der sie von oben herab darüber aufklärt, dass ihre Hautpflegeserie „völlig ungenügend“ für ihr Hautbild sei. Dieses Spiel mit Klischees, mit Typen und Stereotypen und ihrem Kommunikationsverhalten, macht die unwiderstehliche Komik der Kolumnen aus – ebenso wie die Schlusspointen, in denen nicht selten die Idole entthront, die Makellosen demaskiert und die Arroganten der Lächerlichkeit preisgegeben werden. So müssen auch die „wichtigen Männer“ im Flugzeug nach der Landung so lange warten, „bis jemand ihnen die Tür aufmacht“, obwohl ihnen dabei kostbare Zeit verloren geht, in der sie wieder telefonieren könnten. Das „perfekte[…] Cameron-Diaz-Lächeln“ der Parfümeriefachverkäuferin erstarrt dagegen, als Heldt sie auf einen Pickel auf ihrer Stirn aufmerksam macht.

Aber nicht nur Großtuer, Blasierte und Eitle nimmt Heldt ins Visier, sondern fortwährend auch sich selbst. Mit einem hohen Maß an Selbstironie berichtet sie von ihren eigenen Macken und Mängeln. So bekennt sie ungeniert, dass sie nicht mehr in Konfektionsgröße 36 passe und keine Bikinifigur, dafür aber einen kleinen Busen und kurze Beine habe. Aufgrund ihrer „jahrelange[n] Unsportlichkeit“ hätten sich ihre Muskeln zudem in eine „kurze quadratische Form verwandelt“. Sie gesteht, dass ihr beim Shoppen oft „die Realität einen Strich durch die Rechnung macht“, da die Kleider an ihr meist anders aussähen als auf dem Bügel. Unverblümt berichtet sie auch von den Blasen an ihren Füßen, die sie sich in ihrem einzigen Paar Pumps zugezogen habe, und sie gibt zu, dass ihre Haut „im echten Leben“ nicht „ganz so glatt“ sei wie auf Fotos.

Dass Heldt so offen und uneitel über ihre Schwächen redet, macht sie nahbar und sympathisch. Dies ist auch das Erfolgsrezept ihrer Kolumnen, in denen sie sich als Durchschnittsfrau mit Ecken und Kanten inszeniert, mit der sich ihre weiblichen Leserinnen identifizieren können – gemäß der Devise: nobody (und: no body) is perfect. In Mehr Schein als Sein bringt sie ihre poetische Mission als Kolumnistin auf die Formel: „[M]anchmal ist es auch tröstlich, wenn man merkt, dass man selbst doch ganz gut mithalten kann. So viel besser, schöner und stärker sind die meisten Idole nämlich nicht“.

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen

Titelbild

Dora Heldt: Jetzt mal unter uns …. Das Geheimnis schwarzer Strickjacken und andere ganz wichtige Erkenntnisse.
dtv Verlag, München 2014.
223 Seiten, 9,95 EUR.
ISBN-13: 9783423215091

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch