ZURÜCKBLÄTTERN

VORBLÄTTERN

Entlang der Tier-Mensch-Grenze

Der von Stephanie Waldow herausgegebene Sammelband „Von armen Schweinen und bunten Vögeln – Tierethik im kulturgeschichtlichen Kontext“ beleuchtet unterschiedliche Themen der Animal Studies

Von Vera Zimmermann

Hervorgegangen ist der von Stephanie Waldow herausgegebene Sammelband „Von armen Schweinen und bunten Vögeln. Tierethik im kulturgeschichtlichen Kontext“ aus einer interdisziplinären Ringvorlesung, organisiert vom Elitestudiengang „Ethik der Textkulturen“ an der Universität Augsburg. Der Begriff „Tierethik“ wird dabei nicht im Sinne von ,Sittenlehre‘ verstanden, sondern umfassender als Frage nach den „erstaunlich durchlässigen Grenzen zwischen Tier und Mensch“ sowie „ihrem kulturgeschichtlichen Wandel“.

Grundlage der Überlegungen ist immer Jacques Derridas „L‘Animal que donc je suis“. So deutet auch Stephanie Waldow, die Herausgeberin, in ihrem Aufsatz „Von schlauen Füchsen und sprechenden Pferden“ die Fabel als „animots“ – ein hybrider Neologismus, den Derrida erfand, um auf die sprachliche Konstruktion der Kategorie Tier hinzuweisen und dem Tier das Wort bzw. die Sprache zurückzugeben.

Aber auch jenseits sprachphilosophischer Überlegungen bietet der Text eine engagierte Auseinandersetzung mit unserem Umgang mit Tieren. So deckt Mechthild Habermanns Aufsatz „,Du armes Schwein!‘“ – Vom sprachlichen Umgang mit dem Tier, der dem Band einen Teil seines Titels leiht, auf, wie unser Sprechen über Tiere auf eine „Entpersonalisierung und Entsexualisierung des Tiers als Nahrungsmittel“ hinweist – eine engagierte Positionierung, die über linguistische Deskription weit hinausgeht. Hinzu kommen theologische, juristische, moralphilosophische, literaturwissenschaftliche sowie diskursanalytische Perspektiven auf die Tier-Mensch-Beziehung.

Die Aufsatzsammlung ist als zehnter Band der Reihe „Ethik – Text – Kultur“ bei Wilhelm Fink erschienen – vielleicht erklärt das die nicht in jedem Fall schlüssige Zusammenfassung der Aufsätze unter dem Schlagwort „Tierethik“. Störend ist – das allerdings nur am Rande – die konsequente Trennung dieses Begriffs in „Tie“ und „rethik“. Abgesehen von solchen kleineren Mängeln präsentiert der Band erhellende Beiträge zum aktuellen Forschungsfeld der Animal Studies.

Stephanie Waldow (Hg.): Von armen Schweinen und bunten Vögeln. Tierethik im kulturgeschichtlichen Kontext. Reihe: Ethik-Text-Kultur. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2014. 247 Seiten, 29,90 EUR. ISBN-13: 9783770557776 Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch