Hugo Ball

Der DADA-Begründer als Gegner des Ersten Weltkrieges

Von Karlheinz LippRSS-Newsfeed neuer Artikel von Karlheinz Lipp

Der aus dem pfälzischen Pirmasens stammende Schriftsteller und DADA-Begründer Hugo Ball (1886-1927) vertrat bei Beginn des Ersten Weltkrieges keine pazifistische Position. Dies änderte sich jedoch bald. Balls Entwicklung zu einem Kriegskritiker begann in der zweiten Hälfte des Jahres 1914. Im Jahre 1915 verließ Ball das imperialistische Kaiserreich und flüchtete in die Schweiz, um dort Kulturgeschichte zu schreiben. In Zürich gründete Ball mit Gleichgesinnten den Dadaismus – eine Reaktion auf den Krieg. Publizistisch engagierte sich Ball mit vielen Zeitungsartikeln gegen die deutsche Kriegszielpolitik.

Beginn des Ersten Weltkrieges

Hugo Ball und der Dichter Klabund (d.i. Alfred Henschke) meldeten sich in München am 6. August 1914 als Kriegsfreiwillige – beide Schriftsteller wurden jedoch aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Vom 29. August bis zum 1. September reiste Ball mit einem Begleiter durch Lothringen, um einen verwundeten Bekannten zu besuchen. Dabei erlebte er in mehreren Orten, die vom Ersten Weltkrieg direkt betroffen waren, die Opfer, Schrecken und Verwüstungen des Krieges. Diese prägenden Ereignisse verarbeitete Ball in einem Zeitungsartikel, der am 7. September 1914 in der Pirmasenser Zeitung erschien.

Balls Artikel ist ein Bericht, der die brutale Realität des Ersten Weltkrieges nüchtern und eindrücklich beschreibt – und enthält keinen Hurra-Patriotismus und keine Romantisierung des Krieges. Kritische Anmerkungen zum Krieg fehlen ebenso – und wären sicher der Zensur zum Opfer gefallen. Am Tag der Veröffentlichung des Artikels beendete der Schriftsteller Hans Leybold, ein enger Freund Balls, in Itzehoe sein Leben nach einem Aufenthalt im Lazarett. Mit großer Wahrscheinlichkeit bedeuteten die Reise durch das kriegszerstörte Lothringen, die daraus resultierenden Kriegstraumata sowie der Freitod Leybolds die grundlegende Änderung von Balls anfänglicher Kriegsbegeisterung.

Die Eindrücke von der Reise durch das Kriegsgebiet in Lothringen ließen Ball auch in der Reichshauptstadt nicht los. So notierte er in Berlin im November 1914 in seinen tagebuchähnlichen Aufzeichnungen Die Flucht aus der Zeit.

Vierzehn Tage bin ich an der Grenze gewesen. In Dieuze sah ich die ersten Soldatengräber. Im eben beschossenen Fort Manonvillers fand ich im Schutt einen zerfetzten Rabelais. Dann fuhr ich hierher nach Berlin. Man möchte doch gerne verstehen, begreifen. Was jetzt losgebrochen ist, das ist die gesamte Maschinerie und der Teufel selber. Die Ideale sind nur aufgesteckte Etikettchen. Bis in die letzte Grundfeste ist alles ins Wanken geraten.

P. [Franz Pfemfert] und der intimere Kreis seiner Redaktion [der Zeitschrift Die Aktion] sind überzeugte Kriegsgegner und Antipatrioten. Sie wissen offenbar mehr als einer, der sich bis dahin mit Politik nicht beschäftigt hat. Warum soll ein Land sich nicht verteidigen und für sein Recht kämpfen dürfen? Nur freilich scheint es auch mir mehr und mehr, daß Frankreich und vor allem Belgien dieses Recht in Anspruch nehmen dürfen, und soweit geht mein Patriotismus nicht, daß ich den Krieg auch um ein Unrecht gutheißen könnte.

(Ball, Flucht aus der Zeit, 21. Die Rechtschreibung folgt dem Original.)

Das Jahr 1915

Den Jahreswechsel 1914/15 verbrachte Ball in Berlin und begrüßte das neue Jahr, indem er mit Freunden „A bas la guerre!“ vom Balkon schrie. In einem Brief an seine Schwester Maria Hildebrand, der einzige enge familiäre Kontakt, vom 13. März 1915 äußerte sich Ball kritisch zum Krieg. Nur zwei Monate später, Ende Mai 1915, emigrierten der Schriftsteller und seine Freundin (und spätere Ehefrau) Emmy Hennings nach Zürich. In einem Brief an seine Schwester nannte Ball als Gründe für seine Flucht die patriotische Kriegsstimmung in Deutschland – und hoffte auf ein baldiges Ende des Ersten Weltkrieges. Am 20. Oktober setzte Ball ein klares antimilitaristisches Zeichen, in dem er seine Kriegsbeorderung im Zürichsee versenkte.

DADA in Zürich 1916

Zürich zählte in der Zeit des Ersten Weltkrieges zu einer wichtigen Anlaufstation von Menschen, die sich strikt vom Krieg distanziert hatten. Die Schweizer Metropole entwickelte sich zu einem Schmelztiegel und Zentrum des Exils – auch für Hugo Ball. Jenseits von Krieg, Gewalt und täglichem Massensterben trafen sich politisch und literarisch interessierte Menschen in den Cafés, um sich endgültig vom bürgerlichen Zeitalter, das für sie eng verknüpft mit dem Beginn des Krieges war, zu verabschieden.

Die Gründung des DADA in Zürich-Unterstraß in der Künstlerkneipe Voltaire durch Hugo Ball, Emmy Hennings, Richard Huelsenbeck, Hans Arp, Tristan Tzara und Marcel Janko beinhaltete ein deutliches Fanal gegen den Krieg, den Militarismus und die herrschende Klasse. An den Abenden rezitierte Ball eigene und fremde Texte.

Am 6. Februar 1916, einen Tag nach der Eröffnung der Künstlerkneipe, rezitierte Ball in der Begleitung des Revoluzzerchores erstmals sein Gedicht Totentanz 1916. Es sollte das meistzitierte Werk Balls während des Ersten Weltkrieges werden. Das Gedicht wurde von der Künstlerkneipe als Postkarte vertrieben, ab Ende 1917 als Kriegsflugblatt.

Totentanz 1916

So sterben wir, so sterben wir
Und sterben alle Tage,
Weil es so gemütlich sich sterben läßt.
Morgens noch in Schlaf und Traum,
Mittags schon dahin.
Abends schon zu unterst im Grabe drin.

Die Schlacht ist unser Freudenhaus.
Von Blut ist unsre Sonne,
Tod ist unser Zeichen und Losungswort.
Kind und Weib verlassen wir:
Was gehen sie uns an!
Wenn man sich auf uns nur verlassen kann!

So morden wir, so morden wir
Und morden alle Tage
Unsere Kameraden im Totentanz.
Bruder, reck Dich auf vor mir!
Bruder, deine Brust!
Bruder, der Du fallen und sterben musst.

Wir murren nicht, wir knurren nicht.
Wir schweigen alle Tage
Bis sich vom Gelenke das Hüftbein dreht.
Hart ist unsre Lagerstatt,
Trocken ist das Brot,
Blutig und besudelt der liebe Gott.

Wir danken dir, wir danken Dir,
Herr Kaiser für die Gnade,
Dass Du uns zum Sterben erkoren hast.
Schlafe Du, schlafe sanft und still,
Bis Dich auferweckt
Unser armer Leib, den der Rasen deckt.

Publizistische Aktivitäten gegen den Krieg

Im April und Mai 1917 publizierte die Zeitschrift Die Weißen Blätter, die von dem elsässischen Kriegsgegner René Schickele herausgegeben wurde und kriegsbedingt seit April 1917 in der Schweiz erscheinen musste, Balls Übersetzungen von Auszügen aus dem berühmten Antikriegsroman Le Feu (Das Feuer) von Henri Barbusse. Der französische Pazifist veröffentlichte seinen Roman im Jahre 1916 und erhielt dafür einen Literaturpreis in Frankreich – mitten im Ersten Weltkrieg.

Von September 1917 bis zum März 1920 schrieb Ball viele Aufsätze für Die Freie Zeitung, die zweimal in der Woche in Bern erschien und ein wichtiges Organ der emigrierten Kriegskritiker und Demokraten darstellte. Als Herausgeber fungierte der ehemalige Diplomat Hans Schlieben. Der frühere Direktor der Krupp AG Wilhelm Muehlon, ebenfalls ein Kritiker des Krieges, finanzierte diese Zeitung. Im Jahre 1918 rückte Ball in die Redaktion auf. An dieser Zeitung arbeiteten u.a. mit: Ernst Bloch, Kurt Eisner, Hermann Fernau, Siegfried Flesch, Friedrich Wilhelm Foerster, Hellmut von Gerlach, Claire und Ivan Goll, Richard Grelling, Salomon Grumbach, Maximilian Harden, Annette Kolb, Fritz Küster, Wilhelm Muehlon, Carl von Ossietzky, Hans Paasche, Franz Pfemfert und Hermann Rösemeier.

Die Kritik am Ersten Weltkrieg verknüpfte Hugo Ball mit seiner Abrechnung mit der herrschenden Elite des Kaiserreiches und dem preußischen Militarismus. So in einem Beitrag für Die Freie Zeitung vom 17. Oktober 1917.

Was Deutschland fehlt, ist eine politische Kultur. Man hat nie Überfluß an universalen freiheitlichen Ideen gehabt; wie sollte man welche zur Geltung bringen? Was heute mit wenigen Ausnahmen im Reichstag politisiert, sind schwache Köpfe, die den Herrgott für einen Patrioten halten, weil er so sichtbar mit Deutschland ist. […]

Was soll diese ganze belgische Frage [Besetzung des neutralen Belgiens durch deutsche Truppen], die keine Frage ist, sondern ein Vorwand, ein ‚Plänkler‘, wie man so sagt? [Reichskanzler] Bethmann-Hollweg hat doch wohl klipp und klar die Herausgabe und Wiederherstellung versprochen, wenn die ‚militärischen Ziele‘ erreicht sind. Die ‚militärischen Ziele‘ wurden nicht erreicht. Ist das ein Grund, die Wiederherstellung zu verweigern? Aber Wortbruch, Verrat und dummdreiste Hinterlist sind kein Vorwand gegen ein Staatswesen und eine Bürokratie, wie sie heute in Deutschland herrschen. Sie ergeben sich aus den Lebensbedingungen des Absolutismus und des bürokratischen Staatsungeheuers von selbst und sind nicht anders zu beseitigen als durch Sturz oder Niederlage des ganzen Systems.

Die Frage, die heute viel wichtiger und wirklich im Mittelpunkt steht, ist die Freigabe von Elsaß-Lothringen. Das ist eine Frage, die das Volk, nicht nur die Bourgeoisie angeht. Die annexionistische Bourgeoisie wird man in ihren Demokratiebestrebungen nicht ernst nehmen können, bevor sie sich zur Freigabe von Elsaß-Lothringen entschließt, oder diese Frage wenigstens ernstlich debattiert.

[…]

Man sieht: die Theorie vom Machtstaat, der imstande ist, jeder möglichen Koalition Widerpart zu bieten, ist preußische Generalstabsschule, die wie in Europa, so im Orient Anwendung finden soll (Österreich eingekeilt in der Mitte). Und was ergibt sich daraus?

Daß die internationalen Verträge, die Deutschland vorschlägt, nicht einen Völkerbund auf demokratischer Grundlage meinen, sondern einen Staatenverband unter imperialistischer Führung. Andere Verträge kann und will der preußische Absolutismus nicht schließen; denn jeder internationale Vorschlag, der von Gleichberechtigung ausgeht, muß in Preußen Ablehnung finden, weil er den Verzicht auf Macht und Waffe fordert, ohne Macht und Waffe aber eine Militärdynastie nicht denkbar ist.

(Zitiert nach Lipp, Pazifismus, 153f.)

Ab dem Jahr 1915 konnten in vielen Städten hölzerne Symbolfiguren, Stadtwappen oder das Eiserne Kreuz gegen einen finanziellen Betrag benagelt werden. Damit wurden besonders zwei Ziele verfolgt. So sollte das Geld den Kriegshinterbliebenen zukommen, ferner sollte der Patriotismus angesichts des ausgebliebenen schnellen militärischen Sieges aktiviert werden. Sehr süffisant kommentierte Hugo Ball in einem Artikel für Die Freie Zeitung vom 4. Mai 1918 die Benagelung einer hölzernen Statue Hindenburgs in Berlin. Die 3. Oberste Heeresleitung (Hindenburg, Ludendorff) regierte de facto Deutschland ab 1916 als Militärdiktatur.

Unser aller Hindenburg, da stehste, die ‚Hünengestalt des Recken‘ sozusagen ist ausgenagelt von oben bis unten, mit Ausnahme des Stück Mantelsaums, der für die Inbrunstlippen etwa des Berliner Professorenkollegiums reserviert ist. Reicht der Mantelsaum aber nicht ganz bis zum Niveau der Sterblichen herab, so kann man ihn hopsend erreichen.

Warum ist dieses Stück Mantelsaum nicht auch noch benagelt worden? Gab’s keine Nägel mehr? Ausverkauft? Oder mußten die Köpfe der Berliner Bevölkerung beim Vernageln bevorzugt werden? Was ist’s mit dem Stück Mantelsaum? Wir vermissen Details. Weiß es das ‚Berner Tagblatt‘ vielleicht? Gleichviel: ‚die Figur konnte vom Gerüst nunmehr befreit werden; das Postament der Benagelung freigegeben.‘ Also Aufhebung des Benagelungszustandes. Mein Gott, mein Gott, warum hast du sie verlassen? […]

Wer hat unserem Heiland die Nägel durch Stirne und Hände gejagt? Wer hat sich zu seinen Füßen herumgetrieben? Wer hat ihm das Herz eingehämmert und wer hat ihm die Knie zerschlagen? Silentium, christliche Seele, es ist nur ein Feldmarschall! […]

Lessing prägte das Wort vom Sterben ‚zum Besten des Vaterlandes‘: Das Schlachtfeld als Wohltätigkeitsveranstaltung. […] Heute benageln sie die Hindenbürger. Eine feste Hindenburg ist unser Gott. […]

Wie viele Sozialisten mögen genagelt haben? Und wie hat man den Kriegskrüppeln Gelegenheit gegeben, aufs Postament hinaufzukommen? Mittels Dampfkran, Aufzug oder Rutschbahn?

(Zitiert nach Lipp, Pazifismus, 154f.)

Kritisch beschäftigte sich Ball mit dem politischen und militärischen Kurs von Wilhelm II. anlässlich des dreißigjährigen kaiserlichen Regierungsjubiläums am 15. Juni 1918. So betonte der Kaiser in seiner Rede zu diesem Jubiläum, dass es in diesem Weltkrieg angeblich um eine Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen gehe, nämlich der preußisch-deutsch-germanischen gegen die angelsächsische.

Dazu bemerkte Hugo Ball in Die Freie Zeitung vom 26. Juni 1918.

Unser Preußenkönig, des Deutschen Volkes kaiserliche Majestät, hätte es lieber genau wissen sollen, daß er mit solchen Reden beim Eintritt in den fünften Jahrgang des hemmungslosen Massenmordes das Erstaunen aller fünf Weltteile auf seine erhabene Gestalt vereinigen werde.

Derselbe Preußenkönig, der sich nach seinem eigenen Geständnis sechsundzwanzig Jahre lang mit der Vorbereitung Seines Ihm von Seinem Großvaters vererbten Heeres für den Krieg von 1914 beschäftigt hat; derselbe Preußenkönig, der wie kein anderer vorher sich mit Kasernen und Kasematten, mit Truppenübungsplätzen und Flottenstationen umgab; er wagt, von Recht, Freiheit, Ehre und Sitte zu sprechen und für solchen Zynismus das Wort ‚preußisch-deutsch-germanische Weltanschauung‘ zu prägen. […]

Aber soviel möchte ich sagen: einer der Hauptpunkte der politischen Testamente aller Hohenzollern vom großen Kurfürsten bis zu Wilhelm II. war die Verpflichtung, sich ‚formidabel‘ zu machen, und formidabel macht man sich nicht durch Frieden, sondern durch Rüstung, durch Losschlagen, nicht durch Versöhnlichkeit, und am meisten formidabel durch das Losschlagen um seiner selbst willen.

Die Förderung des Industriekapitals durch Bismarck war nur sein Köder für die Bourgeoisie, sich mit Haut und Haaren dem ‚Militärschutz‘ anzuvertrauen. 1870 hatte der Junker Glück. 1914 fliegt der ganze Bettel wieder in die Luft.

Der letzte Hohenzoller hat alle seine Vorfahren darin übertroffen. Das ist seine Bedeutung im Generalstab. Er hat sich formidabel gemacht in einem Maße, daß sein formidables Kaiserreich ein neues Reich der Mystik heraufbeschwört; ein Reich kämpfenden Christentums, eine Ecclesia militans gegen sein infernalisches Gewaltsystem; einen Aufruhr der Welt gegen Den, der da wagt, vor Leichenhaufen so formidabel zu sprechen.

Und das sind die ‚Weltanschauungen‘, die heute gegeneinander kämpfen; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, die alten Prinzipien von 1789, geläutert in einem neuen Demokratiebegriff, gegen den prusso-germanischen Luziferkult. Güte, Mitleid und tragischer Hedonismus gegen die versteckte Heuchelei einer der verschlagensten Kasten, die die Weltgeschichte erlebte, aber auch überstehen wird, trotz jener uniformierten Dreifaltigkeit [Kaiser, Hindenburg, Ludendorff] im Hauptquartier.

(Zitiert nach Lipp, Pazifismus, 155-157)

Nach Kriegsende

In einer Schrift vom Januar 1919 über die deutschen Intellektuellen kritisierte Ball die berüchtigte Erklärung Aufruf an die Kulturwelt der 93 Gelehrten vom 4. Oktober 1914, welche den Imperialismus des Kaiserreichs rückhaltlos unterstützte.

Ball erhoffte sich von dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Abschaffung der Monarchie in Deutschland eine grundlegende politische, gesellschaftliche und moralische Erneuerung. Diese Hoffnungen wurden schon bald enttäuscht, die Novemberrevolution war steckengeblieben. Wegen des Konkurses des Verlages musste Die Freie Zeitung 1920 ihr Erscheinen einstellen. Diese Enttäuschungen beschleunigten Hugo Balls zunehmendes Desinteresse an politisch-aktuellen Themen.

Von März bis Juli 1920 reisten Ball und Emmy Hennings (Heirat im Februar des Jahres) durch Deutschland. Bei dem Besuch seiner Eltern in Pirmasens kam es während eines Vortragsabends von Ball und Hennings im Katholischen Vereinshaus zu einer Auseinandersetzung mit nationalistischen Kreisen. Den rechtsradikalen Kapp-Lüttwitz-Putsch, auch wenn dieser niedergeschlagen wurde, deutete Ball in seinem letzten politischen Artikel 1920 als Ausdruck der realen gesellschaftlichen Kräfte in Deutschland, die für den Schriftsteller keineswegs besiegt waren. Der Beitrag trug den Titel Das wahre Gesicht – genau wie sein erster politischer Artikel fünf Jahre zuvor.

Ball und seine Ehefrau siedelten 1920 ins Tessin über, in der Nachbarschaft lebte Hermann Hesse. Zwischen den beiden Literaten entwickelte sich eine lebendige Freundschaft. In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Ball in Aufsätzen und Büchern überwiegend religiösen und literarischen Themen.

Hugo Ball starb am 14. September 1927 in Zürich im Alter von 41 Jahren. Ein Gymnasium in Pirmasens sowie ein Literaturpreis seiner Heimatstadt tragen seinen Namen.

Zum Weiterlesen

Hugo Ball: Die Flucht aus der Zeit. Hg. sowie mit Anmerkungen und Nachwort versehen von Bernhard Echte. Zürich 1992.

Hugo Ball 1886-1986. Leben und Werk. Berlin 1986.

Martin Korol: Deutsches Präexil in der Schweiz 1916-1918. Hugo Balls und Ernst Blochs Opposition von außen gegen die deutsche Politik in der Schweiz während des Ersten Weltkrieges. Diss. Bremen 1999.

Karlheinz Lipp: Pazifismus in der Pfalz vor und während des Ersten Weltkrieges. Ein Lesebuch. Nordhausen 2015.

Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag basiert auf Karlheinz Lipp: Pazifismus in der Pfalz vor und während des Ersten Weltkrieges. Ein Lesebuch. Verlag Traugott Butz, Nordhausen 2015.