Pop, Poesie & Politik

'Best of' der Reihe "Das Gespräch" aus der "Frankfurter Rundschau"

Von Mario Alexander WeberRSS-Newsfeed neuer Artikel von Mario Alexander Weber

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Seit 1996 erscheint in unregelmäßigen Abständen in der "Frankfurter Rundschau" "Das Gespräch". Eine Auswahl von sechzehn Interviews ist im Herbst 2000 unter dem alles und nichts sagenden, doch gerade darum die Erwartungen hochschraubenden Titel "Pop, Poesie + Politik" als Taschenbuch auf den Markt gekommen. Denn gerade von diesem Titel und dem dahinter stehenden Buch erhofft man sich - vielleicht - Erklärungen und Beispiele, welche die Chiffren und Codes, die verantwortlich für die Komplexität unseres (Medien-)Daseins sind, auflösen. Ein Kompendium, wenn nicht gar eine Anleitung, die einen durch den immer dichteren und undurchdringlicheren Dschungel aus Informationen, Banalitäten, Events und Börsendaten führt. Doch man tappt in eine Lektüre, die einen via Zapping durch die Tiefen und Untiefen des öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehens führt. Man findet nicht die richtige Taste, um in aller Ruhe bei einem Sender zu verweilen.

Rede und Antwort stehen (fast) alle diejenigen, die medial immer verfügbar sind und des Öfteren ihre Lebensweisheiten und Anekdoten zum Besten geben. Den Mund öffnen u. a. Leonard "Mr. Spock" Nimoy, John Irving, (Ex-)Staatsminister Naumann, Bono von U2, aktuell auch wieder mit neuer Platte unterwegs. Man sollte sich die "One"-Version von Johnny Cash anhören, um zu fühlen, was U2 eben aus diesem FÜHLEN machen. Ferner treten auf: der ehemalige Polizist Sting im Duett mit Fruchtbonbon Campino, Salman Rushdie und der feministische Vorkämpfer Helmut Newton. Vaclav Havel wurde von Lou Reed (da trifft die Verflechtung von Pop, Politik & Poesie wenigstens zu) an anderer Stelle schon einmal besser befragt. Peinlich bis unverschämt mutet es an, wenn im Vorspann des Buches der Rock'n'Roll-Papst Greil Marcus angekündigt wird - wer, wenn nicht er, könnte Fundiertes zum Verhältnis PPP sagen? -, doch das Interview dann nicht erscheint. Pinkelpause im faschistischen Badezimmer. Kurz gesagt: die Machart des Buches (inklusive Cover) wirkt ein wenig lieblos. Ein preiswertes Taschenbuch, bekannte Namen, Bahnhofsbuchhandlungen, Lektüre für unterwegs.

Was haben uns all diese Menschen zu sagen?

Bono: "Ich habe mal mit 15 in einem Supermarkt gearbeitet. Aber nur eine Woche lang. Dann wurde ich gefeuert."

Oder:

Helmut Newton: "Ich gehe um zehn ins Bett, trinke wenig und rauche nicht mehr. Ich habe mich nicht schlecht gehalten für mein Alter."

Das wünschen wir uns doch alle.

Titelbild

Lou Reed: Texte.
Kiepenheuer & Witsch, Köln 1992.
11,70 EUR.
ISBN-10: 3462022040

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch

Titelbild

Martin Scholz / Axel Vornbäumen: Pop, Poesie und Politik.
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 2000.
192 Seiten, 9,70 EUR.
ISBN-10: 3596148243

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