Der Fotograf der Stars

Max Vadukul porträtiert Prominente aus Sport, Politik, Film und Showbusiness

Von Ralf Georg CzaplaRSS-Newsfeed neuer Artikel von Ralf Georg Czapla

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Gemessen an arrivierten Kollegen wie Peter Lindbergh, Richard Avedon oder Patrick Demarchelier ist der 1961 als Sohn indischer Eltern in Kenia geborene Max Vadukul eher ein Unbekannter geblieben. Obwohl er seit etwa zwanzig Jahren seinen Lebensunterhalt als Mode- und Porträtfotograf bestreitet, fällt es selbst ausgewiesenen Kennern der internationalen Fotoszene schwer, mit seinem Namen ein Gesicht zu verbinden. Vadukul scheut das Rampenlicht, das viele seiner Kollegen magisch anzieht, stellt lieber seine künstlerischen Arbeiten als sich selbst in den Vordergrund. So verwundert es auch nicht, dass das Foto, das ihn am treffendsten charakterisiert, noch nicht einmal von ihm selbst stammt. Wo andere mit Serien von Selbstporträts Werbung in eigener Sache betrieben hätten, ließ Vadukul seinen Freund Mick Jagger auf den Auslöser drücken, der sich damit gewissermaßen für die zahlreichen Aufnahmen revanchierte, mit denen Vadukul die Rolling Stones und ihren Leadsänger über Jahre hinweg in Szene gesetzt hat. Jaggers Porträt zeigt einen hageren jungen Mann mit schmalem Oberlippenbart, glattem, nach hinten gekämmten Haar und einer runden dunkelrandigen Brille. Mit den Händen hält dieser die Enden eines hellen, um seinen Hals liegenden Schals umfasst, als wollte er seinem Selbstverständnis als Künstler sinnfällig Ausdruck verleihen.

Einen ungleich größeren Wiedererkennungseffekt als Vadukuls Name können freilich seine Bilder für sich beanspruchen, was nicht zuletzt darin begründet liegt, dass sie häufig an prominenten Orten erschienen sind. Seit Vadukul seine afrikanische Heimat verließ, arbeitete er für Hochglanzmagazine wie "Vogue" oder "New Yorker", bei letzterem gar an der Seite von Richard Avedon. Renommierte Häuser wie Armani oder Nike warben mit seinen Aufnahmen für ihre Produkte. Vor einigen Jahren verpflichtete ihn die amerikanische Herausgeber-Queen Tina Brown, die in den neunziger Jahren das vom Konkurs bedrohte "Vanity Fair" zu einem der meistgelesenen Magazine in den Vereinigten Staaten hatte werden lassen, als Fotograf für ihre neue Zeitschrift "Talk".

Mit "Max" stellt Vadukul erstmals eine Auswahl seiner fotografischen Arbeiten in einem Portfolio vor, das in vielerlei Hinsicht unübersehbar ist. Auf dem Einband des großformatigen Werkes (36 x 45 cm!) prangt in riesigen Lettern der Name des Fotografen, so als gelte es zu verhindern, dass man ihn jemals wieder vergisst. Vadukuls fotografisches Debüt enthält Arbeitsproben aus den Jahren 1982 bis 1999, für die ihm Prominente aus Sport, Film, Politik und Showgeschäft zur Verfügung gestanden haben. Ob Rod Stewart, Peter Ustinov, Gérard Depardieu, Winona Ryder, Clint Eastwood, Salman Rushdie oder die bereits erwähnten Rolling Stones, sie alle wurden von Vadukul in der für ihn typischen Weise porträtiert. Vadukul zeigt seine Modelle vornehmlich in der Bewegung. Dadurch verschwimmt zuweilen der Bildhintergrund, und die Modelle treten wegen der geringen Tiefenschärfe umso markanter hervor. Close-ups von Stars, Einblicke in die Welt der Models und des Pariser Entertainments runden den Band ab.

Vadukul gehört zu jener Generation von Starfotografen, die in den kommenden Jahren die Großen des Metiers nach und nach ablösen werden. Dass die Edition Olms ihm wie im Übrigen auch anderen jungen Fotografen ein Forum bietet, ist gar nicht hoch genug zu schätzen, weiß man doch, wie schwer es ist, sich auf künstlerischem Feld zu etablieren. Vadukuls erstes Portfolio bietet mehr als nur eine Kostprobe seines Könnens. Es stellt den Fotografen umfassend vor und weckt zugleich Vorfreude auf künftige Publikationen.

Titelbild

Max Vadukul: Max. Autorisierte amerikanische Erstausgabe mit einem Vorwort von David Putnam. Begleittexte von Frank Digiacomo.
Edition Olms, Hombrechtikon 2000.
172 Seiten, 101,20 EUR.
ISBN-10: 3037664118
ISBN-13: 9783037664117

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