Knoblauchcreme oder Tsatsiki

Ersi Sotiropoulos' Roman "Bittere Orangen"

Von Anna NtemirisRSS-Newsfeed neuer Artikel von Anna Ntemiris

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Lia, eine junge Frau, liegt mit einer rätselhaften schweren Krankheit im Hospital. Mehr als unter ihrer Krankheit leidet sie unter ihrem rücksichtslosen Pfleger Sotiris. Sie bittet deshalb ihren Bruder Sid, Sotiris zur Verantwortung zu ziehen, und Sid schleicht sich in Sotiris' Leben ein. Die beiden Männer verbringen gemeinsam einige Zeit in dessen Heimatdorf, doch plötzlich geht es um anderes als um Vergeltung. Die Ereignisse nehmen eine überraschende, doch wenig spannend dargestellte Wendung: Statt seine Schwester zu rächen, vereitelt Sid einen Mordplan des Pflegers.

Eine große griechische Tageszeitung ("Elevtherotypia") bezeichnete "Bittere Orangen" als "einen der schönsten Texte griechischer Prosa des letzten Jahrzehntes". Mit diesem Roman gibt Ersi Sotiropoulos (Jahrgang 1953) sarkastische Einblicke in eine intensive Geschwisterbeziehung und zeichnet zugleich das Bild junger Leute im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne.

Eine einfache Sprache, tiefschwarzer Humor und die Lust am Absurden zeichnen den Roman aus, gleichwohl ist nicht nachvollziehbar, dass dieses siebte Buch der Autorin mit den bedeutendsten Preisen ausgezeichnet wurde - etwa dem Griechischen Staatspreis 2000 für den besten Roman und dem Diavaso-Literaturpreis. Denn das Buch lässt sich zwar flott lesen, und mit knappen, präzisen Worten werden einprägsame Bilder gezeichnet. Doch ist das absurde Element partiell zu weit getrieben, und die oft banalen Dialoge nehmen der Handlung die Spannung.

Ob es nun an der deutschen Übersetzung liegt oder an der Frage des Geschmacks: So mancher Leser wird sich fragen, ob mit "Knoblauchcreme" der bekannte Tsatsiki gemeint ist.

Titelbild

Ersi Sotiropoulos: Bittere Orangen. Roman.
Übersetzt aus dem Griechischen von Doris Wille.
dtv Verlag, München 2001.
195 Seiten, 14,30 EUR.
ISBN-10: 3423242744

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