Was Sie schon immer über Film wissen wollten: Jetzt noch besser

James Monacos "Film verstehen" ist als erweiterte Sonderausgabe erschienen

Von Doris BetzlRSS-Newsfeed neuer Artikel von Doris Betzl

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Ein Klassiker, keine Frage: James Monacos mehrfach aufgelegter Grundlagenband "How to Read a Film" hat seit 1977 einige Generationen von Filmwissenschaftlern und Studenten der Medienwissenschaften begleitet.

Seit 1980 ist der umfangreiche Band unter dem Titel "Film verstehen" als (erstaunlich langlebiges) Paperback in der deutschen Übersetzung erhältlich. Die zweite, überarbeitete und erweiterte Ausgabe aus dem Rowohlt Verlag bietet sieben große Themenbereiche von "Filmtechnik: Bild und Ton" über "Filmgeschichte: Ein Überblick" und "Filmtheorie: Form und Funktion" bis hin zu "Multimedia". Sie geben einen umfassenden Einblick in das Universum und die Faszination der bewegten Bilder.

Der Europa Verlag hat jetzt eine leinengebundene, nochmals überarbeitete und erweiterte Sonderausgabe veröffentlicht. Die Qualität tut Not, der Preis lässt den potentiellen Käufer erbleichen.

Die neue Ausgabe von "Film verstehen" wurde allerdings um fast 230 Seiten erweitert. Während im theoretischen Teil nur etwa 25 Seiten hinzugekommen sind, die sich den filmischen Phänomenen seit 1995 widmen, wartet jetzt im Anhang ein stattliches Lexikon der Fachbegriffe auf seine rege Nutzung.

Das Nachschlagewerk verfügt jetzt über Erläuterungen zu mehr als 2.000 Stichwörtern auf 180 Seiten, von "16:9 Breitwandfernseh-Format" bis "Zwischenschnitt".

Die Autoren haben hier Sorgfalt walten lassen, die manch eigenständiges Fachlexikon vermissen lässt: Englische Originaltermini, die man oft auch in deutschsprachiger Fachliteratur liest, sind ebenfalls aufgenommen - ein Beispiel: "Full Shot siehe Halbtotale". Bei solchen Bezeichnungen, die ihr deutsches Pendant nicht in der direkten Übersetzung gefunden haben, hilft diese zweisprachige Auflistung immens. Zudem werden Abkürzungen wie "BBFC" oder "LEO" entschlüsselt.

Neu ist auch eine stichwortartige Chronik, die technische Neuerungen, Gründungsdaten von Institutionen und weitere markante Ereignisse rund um den Film verzeichnet. Die Chronik umfasst Daten von 130 n. Chr. bis Februar 2000, zum Teil sogar mit Tagesdatum. So kann man nachlesen, wie viele Bundesfilmpreise bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises am 29. Juni 1958 an Robert Siodmaks "Nachts, wenn der Teufel kam" gingen. Zudem besticht der Band durch seine Aktualität in der Filmgeschichte: Das jüngste behandelte Filmbeispiel ist "Blair Witch Project" aus dem Jahr 1999.

Man muss kein Medienkenner sein, um aus diesem Band Nutzen zu ziehen: Die bodenständige und verständliche Schreibweise sowie zahlreiche Erläuterungen und fotografische Beispiele ermöglichen auch medienwissenschaftlichen Laien mit Interesse an akustisch-visueller Technik und Filmtheorie einen grundlegenden Einstieg zu "Film verstehen". Und der Filmkenner wird in einem derart umfassenden Buch immer wieder gerne blättern und zum einen oder anderen Thema nachschlagen.

Titelbild

James Monaco: Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der Neuen Medien. Mit einem Lexikon der Fachbegriffe.
Herausgegeben von Hans-Michael Bock.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Brigitte Westermeier und Robert Wohlleben.
Europa Verlag, Hamburg 2000.
886 Seiten, 35,00 EUR.
ISBN-10: 3203841118

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