Ernst Jünger in Berlin 1927-1933

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Mehr als sechs Jahre lebte Ernst Jünger in Berlin. Er kam aus Leipzig, wo er studiert und geheiratet hatte, wo sein erster Sohn Ernstel geboren war, und führte nun ein Leben als politischer Schriftsteller. In der Berliner Zeit entstanden die meisten seiner Kampfschriften. Jünger war in dieser Zeit Mitarbeiter von Ernst Niekisch und dessen Zeitschrift "Widerstand", schrieb für den "Vormarsch. Blätter der nationalistischen Jugend" oder für "Die Kommenden. Überbündische Wochenschrift der deutschen Jugend". Er gab Bücher über soldatische Fronterlebnisse heraus, gab den Bohemien und reiste im Übrigen viel. Die Namensliste derer, die er in Berlin traf, ist bedeutend: Bertolt Brecht und Arnold Bronnen, Erich Mühsam und Ernst Toller, aber auch Joseph Goebbels und Otto Strasser. Vor allem aber waren es Ernst Niekisch und Carl Schmitt, die ihn prägten.

Horst Mühleisen hat Stimmen und Stationen dieser Berliner Jahre für die Frankfurter Buntbücher zusammengetragen und mit zeitgenössischen Fotografien und Postkarten versehen. Er zieht die Entwicklung Jüngers in diesen Jahren nach und beleuchtet sein Verhältnis zu Hitler und den Nationalsozialisten. Als Hitler ihn aufforderte, ein Reichstagsmandat der NSDAP zu übernehmen, lehnte Jünger ab. Das Pflaster Berlin wurde ihm zu heiß. Am 13. Dezember 1933 zog der Schriftsteller mit seiner Familie nach Goslar am Harz: "Aber Nachstellungen gab es auch in der Provinz."

L. H.

Titelbild

Horst Mühleisen: Ernst Jünger in Berlin 1927-1933.
Förderkreis Kleist-Museum, Frankfurt / Oder 1998.
16 Seiten, 3,00 EUR.
ISBN-10: 3980571734

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