Zu dieser Ausgabe

Literaturkritik.de widmet sich in der letzten Ausgabe dieses Jahres dem Schwerpunkt "Postmoderne". Der Begriff, der mit dem Anspruch auftrat, ein Jahrhundertphänomen zu kennzeichnen, wurde in den neunziger Jahren bereits vielfach verabschiedet. Man scheint ihn inzwischen zu meiden. Er teilt damit das Schicksal von Etiketten, die sich eine Zeitlang der Konjunktur des Modischen erfreuen durften, dies jedoch bald mit umso heftigeren Verschleißerscheinungen bezahlen mussten. Ist mit dem Begriff auch die damit gemeinte Sache erledigt? Auf diese Frage antwortet ausdrücklich der einleitende Beitrag von Wolfgang Welsch, doch implizit gehen auch die anderen Beiträge darauf ein.

Pathetische Verabschiedungen dieses Jahrhunderts oder Jahrtausends ersparen wir uns ansonsten. Weil wir für diese Ausgabe mit ihren über achtzig Rezensionen wieder bis zur letzten Minute hart gearbeitet haben, bleibt uns dazu auch gar keine Zeit. Wir empfehlen nur das Buch von Stephen Jay Gould, das unter dem Titel "Exakte Willkür" die "Scheinwelt numerischer Ordnungen" (so der Untertitel) beschreibt (erschienen im S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 1999. 224 Seiten, 29,80 DM). Kurz gesagt: Die kommende Jahrtausendwende ist ein auf Fehlern, Zufällen und Willkürlichkeiten beruhendes Konstrukt. Gleichwohl haben kulturelle Konstrukte reale Effekte. Einer besteht in diesem Fall darin, dass demnächst groß gefeiert wird. Unser Komik-Schwerpunkt möchte darauf einstimmen. Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern jedenfalls wie auch immer gut gelingende Festtage. Schon vor Weihnachten melden wir uns jedoch mit Vorabdrucken aus der Januar-Ausgabe wieder. Bei der Suche nach Lektüre für die Feiertage könnte das eine zusätzliche Hilfe sein.

Thomas Anz