Die Frau an der Seite von Thomas Mann

Über Katia Manns neu aufgelegtes Buch "Meine ungeschriebenen Memoiren"

Von Mechthilde VahsenRSS-Newsfeed neuer Artikel von Mechthilde Vahsen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Vor einigen Monaten lief der vierteilige Fernsehfilm über die Familie Mann, in dessen Mittelpunkt der "Zauberer" stand, wie der Schriftsteller und Nobelpreisträger Thomas Mann von seinen Kindern genannt wurde. Begleitend dazu gab es Dokumentationen, Interviews mit seiner jüngsten Tochter Elisabeth Mann Borgese, einer anerkannten, erst kürzlich verstorbenen Meeresforscherin - und für die Lesefreudigen Neuauflagen seiner Werke. Zu diesen Büchern gehören die Lebenserinnerungen von Thomas Manns Ehefrau über mehrere Jahrzehnte. Katia Mann, geborene Pringsheim, entstammte mütterlicherseits einer "schreibenden Linie"; sie war die Enkeltochter der Frauenrechtlerin und Autorin Hedwig Dohm, die ihrerseits mit dem langjährigen Chefredakteur des Berliner "Kladderadatsch", Ernst Dohm, verheiratet war.

Katia Manns Memoirenbuch ist eine vergnügliche Lesereise durch Länder und Zeiten. Es umfasst die Jahre des Kennen- und Liebenlernens, die Jahre der Weimarer Republik, die Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, das Exil, unter anderem in den USA, die Heimkehr nach Europa und die letzten Jahre mit Thomas Mann. Der zweite markante Faden wird von den eingestreuten Bemerkungen über Literarisches gebildet: Fehden, Sympathien, Klatsch, Anekdoten, Privates und Einzelheiten zu den literarischen Werken.

Als Einstieg in die Familiengeschichte ist das Buch allerdings nicht geeignet. Dafür springt Katia Mann zu sehr zwischen einzelnen Episoden hin und her, assoziiert viel und verbindet nur an wenigen Stellen. Auch die eingeschobenen Bemerkungen der Kinder Golo und Erika Mann erhellen die vielfältigen Beziehungen und Verbindungen der Familie nicht ausreichend. Dieser Mangel verdankt sich der Entstehungsgeschichte der Memoiren, die auf Interviews basieren, die Katia Mann bei mehreren Treffen mit der Autorin Elisabeth Plessen geführt hat. Der weitere Weg des Manuskripts ging über eine Chronologisierung und Bearbeitungen der Erzählungen, bis daraus im Jahr 1974 ein Buch wurde. Außerdem, so sagt Katia Mann in einem vorausgehenden Begleitwort, "in dieser Familie muß es einen Menschen geben, der nicht schreibt." So blieb der amüsante Plauderton erhalten, der das ganze Buch durchzieht. Zugleich wird die Person der Ehefrau hinter dem berühmten Schriftsteller und den sechs Kindern, als Organisatorin des großen Haushaltes rund um den eigenwilligen Pater familias, durchaus konturierter.

Katia Mann: Meine ungeschriebenen Memoiren.

Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 2001.

187 Seiten, 9,90 EUR.

ISBN 3-596-14673-9

Titelbild

Katia Mann: Meine ungeschriebenen Memoiren.
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 2001.
187 Seiten, 9,90 EUR.
ISBN-10: 3596146739

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