Orchideen ohne Ende

Der misslungene Versuch einer Leidenschaft

Von Kristina KlappertRSS-Newsfeed neuer Artikel von Kristina Klappert

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Du kannst von allem wieder loskommen, von Alkohol, Drogen, Frauen, Essen, Autos, aber wenn du einmal auf Orchideen abfährst, dann bist du erledigt. Von Orchideen kommst du nicht mehr weg - im Leben nicht."

Zugeben, dieses Zitat am Beginn des Romans von Eric Hansen macht neugierig. Hat man etwa bisher die Existenz dieser Blumen unterschätzt? Hat man schon immer einen Bedarf an Informationen über Orchideen gehabt und es nicht gewusst? Um das zu ergründen, lässt man sich gerne auf die Geschichte, die auf wahren Begebenheiten und Recherchen basiert, ein. Aber die Geschichte entwickelt sich nicht. Vielmehr gerät das ganze in eine schlichte Auflistung von Informationen, die sich der Autor über Orchideen angeeignet hat. Vergeblich wartet man darauf, dass noch etwas Spannendes geschieht, dass man endlich begreift, was denn nun das Faszinierende an diesen Pflanzen sein soll.

Eric Hansen bleibt das seinem Leser schuldig. Es gelingt ihm nicht, durch Entwicklung eines interessanten Ich-Erzählers etwa den Leser an zu fesseln, denn der Erzähler ist der Autor selbst und man erfährt eigentlich so gut wie gar nichts über ihn. Deshalb fällt es auch schwer, Verständnis, Begeisterung oder Ähnliches für die anderen Charaktere zu entwickeln, die im Buch vorgestellt werden. Die Geschichte überzeugt und hält absolut nicht, was sie am Anfang verspricht. "Orchideenfieber" ist schlicht und einfach eine Fleißaufgabe. Hier hat einer etwas erlebt und sich eingehend damit beschäftigt und will jetzt jemand davon erzählen. Aber die Mischung zwischen Belletristik und Fachliteratur stimmt nicht. Die Geschichte bleibt zu flach und das Fachwissen interessiert sicherlich nur am Rande, denn es bringt nichts, mit den lateinischen Bezeichnungen zu prunken.

Man erfährt natürlich trotz allem einiges über Orchideen, aber der Autor versucht den Leser häufig davon zu überzeugen, dass seine Geschichte spannend oder verschroben ist, was einfach nicht dem Leseeindruck entspricht.

Diese "Geschichte einer Leidenschaft" sollte besser nur in Hände geraten, die sich mit Orchideenzucht auskennen - jede andere Hand wird gelangweilt von den gewollt spannenden, gewollt erotischen und gewollt skurrilen Beschreibungen das Buch zur Seite legen.

Titelbild

Eric Hansen: Orchideenfieber. Die Geschichte einer Leidenschaft.
Übersetzt aus dem Englischen von Olaf Schenk.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2002.
304 Seiten, 20,00 EUR.
ISBN-10: 3608933557

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