"Frau Fama hat zwey Trompeten, eine von vorn, und eine von hinten"

Hans-Joachim Neubauer auf der Spur des Gerüchts

Von Verena FeistauerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Verena Feistauer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Hans-Joachim Neubauer liefert unter seinem Titel "Fama" eine Art Kulturgeschichte: angefangen bei den alten Griechen, über die Römer und das Mittelalter bis zur Neuzeit analysiert er zunächst kulturelle Zeugnisse des Gerüchts, vor allem literarische und künstlerische Darstellungen der Göttin Fama. Im folgenden geht er auf die Bedeutung des Gerüchts in Krisenzeiten, Krieg und Revolution ein und bietet einen kurzen Einblick in die soziologische und psychologische Gerüchte-Forschung. Jedes Kapitel steht unter einem verwandten Begriff, wie z. B. Mythos, Rumor, Stigma. Aber was das Gerücht denn nun eigentlich ist, bleibt ungeklärt, ja unklärbar.

Vor allem die Kapitel über die griechische und römische Antike arbeiten, durch zahlreiche Illustrationen unterstützt, umfangreiches kulturelles Wissen auf. Spannender jedoch lesen sich die Kapitel, die ins Soziologische reichen und versuchen, die Bedeutung des Gerüchts für die Gesellschaft darzustellen und zu analysieren: hier ist der Bezugspunkt nicht die Kunst, sondern die Realität. Nicht nur die Tragweite von Gerüchten wird erkennbar, auch ihr "Wesen" zeigt sich schließlich schemenhaft. Hervorhebenswert sind Neubauers Ausführungen zu den "rumor clinics" in Amerika, wo Methoden erarbeitet werden, die Macht des Gerüchtes zu begrenzen.

Titelbild

Hans-Joachim Neubauer: Fama. Eine Geschichte des Gerüchts.
Berlin Verlag, Berlin 1998.
272 Seiten, 20,30 EUR.
ISBN-10: 3827002664

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch