Kritik hat einen Namen

Aus Anlass von Klabunds 75. Todestag

Von Evelyne von BeymeRSS-Newsfeed neuer Artikel von Evelyne von Beyme

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In Alfred Henschkes gewähltem Pseudonym Klabund spiegelt sich eine Mischung aus Klabautermann und Vagabund wider.

Hoher Bekanntheit erfreute sich der Dichter in der Weimarer Republik durch etliche seiner 1.500 in Tageszeitungen veröffentlichten Gedichte und Grotesken ("der Kunterbuntergang des Abendlandes", 1922).

Heutzutage ist der Name Klabund weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei hinkt ein Großteil unserer Schriftsteller dem zeitkritischen Schaffen Klabunds weit hinterher. Mit Ausnahme einiger Weniger halten sich die Literaten weitestgehend fern vom politischen Geschehen. Dass es jedoch gerade die Schriftsteller sind, die an dem entsprechenden - und notwendigen - Hebel sitzen, um öffentlich auf politische Missstände aufmerksam zu machen, stellte Klabund nach seinem pazifistischen Gesinnungswandel gegen Ende des Ersten Weltkrieges mehrfach unter Beweis.

So nutzte der 1890 in Crossen (Oder) geborene Apothekerssohn etwa im Juni 1917 das Forum der "Neuen Zürcher Zeitung", um einen "Offenen Brief an Kaiser Wilhelm II." zu publizieren, in dem er den damaligen "Soldatenkaiser" respektlos zur Abdankung aufforderte und auf eine Umgestaltung der Reichsverfassung drängte.

Weniger gelinde als heutzutage sah es damals mit der Redefreiheit für einen aktiven Kriegsgegner wie Klabund aus. Nicht selten blieb das politische Engagement für den zeit seines Lebens an schwerer Lungentuberkulose leidenden Dichter folgenlos: durch sein engagiertes Handeln geriet er 1919 unter den Verdacht, in Verbindung zur Münchner Räterepublik zu stehen. Für kurze Zeit wanderte er daraufhin in "Schutzhaft", die ihn und seine Gesundheit auf eine harte Probe stellte.

Trotz derartiger Konsequenzen ließ sich Klabund nicht davon abhalten, in diversen Publikationen, wie etwa "Die heiligen drei Könige" (1925), auch den aufkommenden Nationalsozialismus bloßzustellen. Stetig präsent blieben Klabunds Anklagen gegen Krieg und Anitsemitismus sowie die Darstellung des proletarischen Elends in seinen Gedichten ("Die Harfenjule", 1927).

Anlässlich seines 75. Todestages wurde sein Roman "Borgia" (1928) neu auferlegt. Der Reprint zeichnet auf der Grundlage von Jacob Burckhardts "Kultur der Renaissance in Italien" (1860) einen skizzenhaften Umriss der Geschichte des mächtigen Adelsgeschlechts der Borgia-Dynastie, in welcher Rodrigo Borgia als zukünftiger Papst ins Handlungszentrum rückt.

Als Klabund am 14. August 1928 in Davos (Schweiz) der Schwindsucht erlag, starb mit ihm nicht nur einer der meistgespieltesten Bühnenautoren Deutschlands, sondern auch einer der größten, unermüdlich auf Verbesserung abzielenden Sozialkritiker seiner Zeit.

Titelbild

Klabund: Borgia. Roman einer Familie.
Fourier Verlag, Wiesbaden 2003.
274 Seiten, 9,95 EUR.
ISBN-10: 3932412230

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