Altbekanntes in neuem Gewand

Elke Ahlswede präsentiert in ihrem Praxisratgeber "Das Praktikum im Journalismus" nichts Neues

Von Veronika SchneiderRSS-Newsfeed neuer Artikel von Veronika Schneider

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Am Anfang der Kapitel stehen Tipps und Tricks für den großen Einstieg, am Ende Buchhinweise, Checklisten, Zusammenfassungen und Adresslisten, dazwischen auch mal Stellungsnahmen von Profis. So gut, so konventionell bleibt das Konzept von Elke Ahlswede, das wenig Neues bietet, kaum "Insidertipps" oder etwas, das man nicht selbst bereits im ersten Semester herausgefunden hätte.

Das Neue an diesem Buch ist, dass es sich ausnahmsweise mal nicht lediglich mit dem journalistischen Handwerkszeug auseinander setzt, sondern explizit auf die erste wichtige Hürde für angehende Journalisten eingeht - auf das Praktikum. Ansonsten werden nichts weiter als Ratschläge, Tipps und Erkenntnisse, die man im Laufe seiner Studienzeit ans Herz gelegt bekommt oder sich auch selber schon gedacht hat, bloß sinnvoll gegliedert präsentiert. Das Werk, das den angehenden Journalisten von der Medien- und Redaktionswahl über die Praktikumsplatzsuche, die Bewerbung und den eigentlichen Praktikumsaufenthalt bis hin zum Arbeitszeugnis begleiten soll, bietet ansonsten Informationen, die man sich, wie die Adresslisten, auch problemlos aus dem Internet besorgen oder in anderen Ratgebern detaillierter auffinden könnte. Die nützlichen Checklisten und kursorischen Zusammenfassungen ersetzen im Prinzip die Lektüre des übrigen Werkes.

Auffällig ist, dass in den eingestreuten Gesprächen mit Fachleuten immer wieder dieselben Personen zu Wort kommen - und das ist zumeist niemand anderes als die Henri-Nannen-Ausbildungsredaktion, in der auch die Autorin selbst ihre Lehrjahre verbrachte.

So manche verheißungsvolle Überschrift verleitet zu erwartungsvollem Blättern, doch wird bereits nach wenigen Seiten klar, dass die entweder redundante oder zu kurzatmige Darstellung, etwa zur Frage der Bewerbungen, so wenig innovative Ideen beisteuert wie ein Verweis auf die besonderen Bewerbungsanforderungen im Journalismus. Ahlswede bietet, was jeder halbherzige Bewerbungsratgeber parat hat (auf den dann auch noch verwiesen wird). Erfreulicherweise jedoch geht die Autorin über die Praktikumsvorbereitung ausgiebiger ein und versäumt auch nicht, dem Redaktionsneuling nützliche Ratschläge mit auf den Weg zu geben, Ablaufpläne vorzustellen und bzgl. des ersten journalistischen Auftrages konkret zu werden. Sie führt vor, wie man seinen ersten Auftrag überhaupt bekommt, wie man aus der Praxis, quasi beim "Über-die-Schulter-schauen", lernt und wie der fertige Text aussehen sollte.

Doch täuschen ein paar informative Zeilen nicht darüber hinweg, dass der Ratgeber insgesamt oberflächlich gestrickt ist - und dem angehenden Journalisten mit bewährter Literatur besser gedient wäre. Ahlswede bleibt deutlich hinter Walter von La Roches Standardwerk "Einführung in den praktischen Journalismus" zurück, wie auch hinter Wolf Schneiders speziellerem "Deutsch für Profis" oder Verena Hruskas "Die Zeitungsnachricht". La Roche und Schneider gehen auch auf das journalistische Praktikum ein und geizen im Gegensatz zu Ahlswede nicht mit brauchbaren Informationen.

Die allgemeinen Verhaltensregeln und Ratschläge sind gut gemeint - mehr nicht, und nicht selten wirken sie unfreiwillig komisch: Dass man als Journalist in spe auf Höflichkeit und die Rechtschreibung achten, sich vor Eselsohren und Kaffeeflecken auf den Bewerbungsunterlagen hingegen hüten sollte, ist zum einen nicht nur in diesem Bewerbungsspektrum selbstverständlich, sondern weist zum anderen, Stil und Rechtschreibung betreffend, selber Mängel auf. So sicher, wie "verraten" mit zwei "r" geschrieben wird, so sicher wechselt ein Student mitten im Satz nicht unvermittelt das Geschlecht.

Titelbild

Elke Ahlswede: Das Praktikum im Journalismus.
UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2002.
142 Seiten, 14,90 EUR.
ISBN-10: 3896692720

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch