Viel Drogen, viel Alkohol und nicht ganz so viel Sex

Der neue Roman des Autors Jan Off ist kein Ausschuss

Von Mechthilde VahsenRSS-Newsfeed neuer Artikel von Mechthilde Vahsen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Ausschuss, ein abwertender Titel, der sich auf die drei Protagonisten des neuen Romans der Trash-Ikone "Sir Jan Off", wie der Autor in Fan- und Fachkreisen genannt wird, bezieht. Es handelt sich um den beinamputierten Ich-Erzähler, der als Kleindealer und Sozialhilfeempfänger seinen Lebensunterhalt verdient, den in die Großstadt übergesiedelten Studenten der Geschichte, Burkhard, der sich gegenüber der von ihm Auserwählten als 'Turbo' vorstellt. Eben jene Auserwählte heißt Irina, ist liiert mit Plagge, der aus dem Gefängnis entlassen wird. Diese drei Figuren erleben absurde Abenteuer im Großstadtdschungel, die irrational und manchmal lebensgefährlich sind. Burkhard schafft es nur wenige Male in die Uni, raucht ständig Celtic, onaniert oft und viel und möchte einfach nur cool sein. Während einer Sauftour hilft er, sturzbetrunken, aber noch fähig, auf Anweisungen zu reagieren, besagtem Drogendealer, dessen fahrbarer Untersatz dummerweise in einem Müllcontainer gelandet ist. Burkhard erhält eine Telefonnummer, kann sich an das Ereignis aber später nicht mehr erinnern. Unter der Nummer meldet sich eine Domina, Freundin des Drogendealers. Auf diese Weise kommen die beiden, der Student und der Dealer, wieder zusammen. Burkhard soll Stoff verkaufen, was aber daran scheitert, dass Irina und Plagge, mittlerweile bei Burkhard eingezogen, den Stoff selbst nehmen. Die drei tüfteln nun einen Plan aus, um den Dealer zu überlisten und ein Geschäft zu machen. Das geht grundlegend schief, es gibt einen Toten und eine wilde Flucht. Burkhard, irgendwann endlich mit Irina allein, kann seinen Traum nicht leben: Die sexuelle Erfüllung löst sich in Luft auf.

Die skurrile und überaus unterhaltsame Geschichte um die drei Looser ist garniert mit einem Vater, der seit drei Jahren angekettet in der Küche vor sich hin vegetiert, einer verschlampt-versoffenen Mutter, einem weiteren Vater, der seinen Sohn gern in einer studentischen Verbindung sähe, einer putzsüchtigen Mutter, einer pickligen Studentin mit Inline-Skatern, einem fernen Freund, vielen Kleinganoven, einem größeren Ganoven, einem Rockstar, dem ein Finger amputiert wird, dazu viel Alkohol, Drogen, Zigaretten und Musik.

Bei Jan Off stimmen die Figurenzeichnungen, verschiedene Motive ziehen sich durch die Handlung, und wer sich auf stilistische Elemente einlassen kann, die nicht als 'poetische Sprache' durchgehen, hat ein amüsantes und gut geschriebenes Lesevergnügen vor sich. Zum Anwärmen ein kleiner Ausschnitt:

"'Na, dann los', sagte die Rothaarige und stürmte davon.

Burkhard strunkelte mühsam hinterher und legte sich prompt auf die Fresse. War aber auch scheiße uneben, der Weg.

Liv half ihm auf.

'Na ja, 'n bißchen anders als Schlittschuhlaufen isses schon.'

'Kein Ding', ächzte Burkhard und steuerte dem nächsten Laternenpfahl entgegen.

Gut eine Stunde lang mühte er sich ab, dann sah er keinen Ausweg mehr, als seine Niederlage einzugestehen."

Es ist ein ausgezeichneter Trash-Roman. Auch wenn manchmal die Sprache etwas aufgesetzt wirkt und es einige kleine Längen gibt, vereint er eine tragische Liebesgeschichte, Spannung, Thriller-Elemente, Trash und ironische (Selbst-)Kritik, die auch den Autor einschließt. Ein Tipp: Gehen Sie zu einer Lesung, Jan Off macht seine Romane beim Lesen lebendig.

Titelbild

Jan Off: Ausschuss.
Lautsprecher Verlag, Neuweiler 2003.
240 Seiten, 15,90 EUR.
ISBN-10: 3932902335

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