Mit dem Papa bis zum Mond

Janoschs Papa-Löwe-Hörbuch "Das Krankmännchen"

Von Julia-Charlotte BrauchRSS-Newsfeed neuer Artikel von Julia-Charlotte Brauch

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wenn Mama Löwe früh morgens zur Arbeit geht, beginnt im Hause Löwe ein Wettrennen zwischen den sieben Kindern und dem Herrn Papa, wer die dollsten Dinge ausheckt. In der Warmlaufphase liegen die Kinderchen vorn, denn Papa Löwe ist nur unter Androhung einer "Matratzenspülung" und Kriegsgeschrei aus dem Bett zu locken. Und weil der Papa nicht so pingelig ist, läuft der Tag mit ihm recht abenteuerlich und quietschbunt - bis die Mutter um fünf aus dem Büro zurückkommt und alles in Windeseile wieder in Ordnung sein muss. Aber bis dahin lassen sich ganze Weltreisen und Mondfahrten zwischen Kinder- und Wohnzimmer organisieren.

Weil sich über Nacht das Krankmännchen eingeschlichen hat, erscheint Trilli nicht zum Frühstück, und rasch ist der Papa vor den sechs anderen in Rechtfertigungszwang: Die Schwester wird mit Eiscreme und Geschichten verwöhnt! Die gesunden Kinder halten derweil in der Küche Kriegsrat und machen mit Hilfe von Mamas Schminksachen auch auf krank. Papa Löwe kommt der Verschwörung jedoch auf die Schliche, verkleidet sich heimlich als Arzt und diagnostiziert als solcher eine "koaxiale Simulanz dritten Grades" mit schlimmer Prognose, so daß die Kinder bis zu Papas Rückkehr hurtig wieder gesund werden. Der Papa wundert sich über die schnelle Gesundung und macht sich erleichtert ans Nudelkochen ...

In drei weiteren Folgen wird das Wohnzimmer in eine Wildwestlandschaft umgewandelt, und Papa Löwe verhindert als Sheriff einen Zugüberfall. Friedi wird von den Geschwistern als griechisches Orakel auf die Probe gestellt, während der Papa im Hintergrund alle Hände voll zu tun hat, um die Wahrsagungen in plötzliche Wirklichkeit umzusetzen. Und schließlich, "bei einer seiner mitternächtlichen Exkursionen an den Kühlschrank", greift der Papa bei einem Verlegenheitsversprechen in die Sterne und muss am nächsten Morgen am Frühstückstisch anhand eines Planetenmobiles aus Obst den Lauf der Welt erklären. Dabei versteigt er sich zu der gefährlichen Behauptung, der Mond schmecke nach Banane - und schon darf das mutige Mariechen mit einer Silvesterrakete den Beweis vor Ort erkunden.

Die vier Folgen von Papa Löwe und seinen glücklichen Kindern sind Janosch in Hochpotenz. Die üblichen Familienkonflikte finden schmunzelnd machende Lösungen auf Umwegen, nie ein Wort der Schelte, dafür viel Spaß in der Zeit, in der die Mama im Büro schuftet. Papa Löwes Nerven machen seinem Namen alle Ehre, denn er schafft zumindest immer den Gleichstand im Wohnzimmerfußball zwischen überneugierigen Fragen und umgekippten Kakaotassen. Der Pokal für den weltallerbesten Papa ist ihm sicher. "Wer seine Kinder an der Nase herumführen will, muß schon einen verdammt guten Riecher haben." - Löwenpapaweisheit!

Und klammheimlich begegnet dem Zuhörer bei den Löwes am Krankenbett Janoschs Kleiner Bär mit "Ich mach dich gesund, kleiner Tiger", und Mariechen trifft im Weltall Günther Kastenfrosch als Astronaut in einer Tigerentenrakete. Untermalt sind die Episoden von wunderschöner, phantasievoller Musik, die uns ins alte Griechenland und bis zum Mond träumen lässt. Die Löwenkinder singen von "Aufstand, Quatsch und Anarchie", und falls sich unter die Zuhörer auch Mamas und Papas geschlichen haben sollten, werden sie wie das Honigkuchenpferd grinsen über die Sprüche, die die Rasselbande klopft: "Wir haben ein Recht auf Erziehung!" und "Mach uns stark fürs Leben!" Ein Hörbuch nicht nur für Kinder, die das Krankmännchen heimsucht. Glücklich die Eltern, deren Kinder den Kassettenrekorder in die Küche stellen oder die Kinderzimmertür einen Spalt offenlassen. Man möchte wirklich am liebsten die Augen schließen, um besser zu sehen.

Titelbild

Janosch: Das Krankmännchen. Und drei weitere Folgen.
Der Hörverlag, München 2003.
52 min, 9,99 EUR.
ISBN-10: 3899400917

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