Lang lebe der Entenkönig!

Kai Schmidts zauberhaftes Abenteuer "Der Entenkönig"

Von Anette MüllerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Anette Müller

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Kai Schmidts Debüt als Kinderbuchautor, das rasante Tier-Abenteuer "Der Entenkönig", ist eines jener. Schmidt hat sich nicht nur eine königlich-vergnügliche Geschichte mit wunderbar kauzigen Charakteren ausgedacht, sondern sie auch von der Illustratorin Sybille Hein voller Witz und Detailliebe bebildern lassen. Das Ergebnis ist ein rundum gelungenes Kinderbuch, an dem die ganze Familie Spaß hat. Denn das Abenteuer des Entenerpels Douglas, der bei einem Schwimmunfall auf dem See beinah umkommt und vom Wachhund des nahen Bauernhofes, Böser Bär, gerettet wird, danach aber sein Gedächtnis verloren hat, ist voller unerwarteter Wendungen und Begegnungen. So nimmt Böser Bär den Erpel nach dessen Unfall mit in seine Hundehütte auf den Bauernhof und engagiert das Huhn Nane, Douglas zu pflegen. Nane ist es dann auch, die glaubt, dass Douglas der Entenkönig sei und ihn als solchen behandelt wissen will - sogar eine Königsparade wird für ihn organisiert: "Die Prozession des Entenkönigs befand sich auf einer ausgedehnten Tour über die Felder und Flure rund um den Bauernhof. [...] Douglas auf seiner schaukelnden Sänfte genoss den Ausblick und streute gelegentlich ein launiges 'Schön! Schön!' ein, worauf ihn das Huhn stets mit einem 'Vivat!' hochleben ließ. 'Vivat!', brüllte daraufhin auch die treue und folgsame Tierschar."

Unterdessen wird Douglas von seiner Frau Lucia, die gerade in dem, aus einem zurückgelassenen Badetuch gebauten, gemütlichen Nest am Seerand den ersten Nachwuchs ausbrütet, schmerzlich vermisst. Lucia weiß nicht, wo ihr treuer, gutaussehender Ehemann nach dem Unwetter abgeblieben ist. Allein muss sie ihre Eier vor der Flut in Sicherheit bringen, wobei eines verloren geht, und ist hin- und hergerissen zwischen dem Drang, Douglas suchen zu gehen, und der Notwendigkeit, auf den Eiern zu brüten: "Lucia konnte nicht wissen, dass ihr Douglas wohlbehütet auf dem Polstermöbel eines fürsorglichen Hundes ruhte. [...] Ganz allein saß sie über ihrem Gelege und trug die Verantwortung für das Wohlergehen ihres Nachwuchses." Hilfe findet Lucia schließlich bei dem alten Graureiher Jean-Pierre, einem Franzosen, der ihr seine Hilfe anbietet: "Wenn Ihr Douglas noch lebt, Lucia, werde isch ihn finden. Und wenn Sie selbst ihn suchen wollen oder Ihr verlorenes Kind, dann brüte isch solange die Eier aus. Isch verspresche es Ihnen."

So bleibt es unvermeidlich, dass der nach Douglas suchende Graureiher und die Königsprozession aufeinanderstoßen und Jean-Pierre von dem Huhn Nane für einen Attentäter gehalten wird. Natürlich finden Douglas und seine Lucia, wie in allen guten Geschichten, wieder zusammen, doch bis dahin müssen beide noch einiges durchstehen.

Titelbild

Kai Schmidt: Der Entenkönig.
dtv Verlag, München 2003.
212 Seiten, 7,50 EUR.
ISBN-10: 3423707771

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