Editorial

Aus heutiger kulturgeschichtlicher Perspektive gilt die Frühe Neuzeit als besonders interessante und aufschlußreiche 'Makroepoche', die den gesamten vormodernen Zeitraum vom Renaissance-Humanismus bis in das Jahrhundert der Aufklärung umfasst. Einschlägige ältere Epochenkonstrukte wie Reformation, Barock, Konfessionalismus, Gegenreformation etc. bleiben in der aktuellen Diskussion gleichwohl gebräuchlich: Durch ihre kategoriale Zuordnung im Sinne einer Binnengliederung der Frühen Neuzeit erscheinen jedoch auch sie heute vielfach im Licht unerwarteter Zusammenhänge.

In regelmäßiger Folge präsentiert das neue Rezensionsforum den Leserinnen und Lesern von literaturkritik.de über enge fachwissenschaftliche Begrenzungen hinaus eine möglichst repräsentative und aktuelle Auswahl aus der Vielfalt literatur- und kulturwissenschaftlicher Publikationen zur Frühen Neuzeit.

Neben neuen Forschungen zu bekannten und unbekannten Autorinnen und Autoren sowie zu Schlüsseltexten der Epoche sind vor allem interdisziplinäre Schwerpunktsetzungen vorgesehen. Beispiele hierfür bilden derzeit expandierende kulturanthropologische Forschungen insbesondere zur Literatur-, Religions- und Medizingeschichte, Arbeiten zum Verhältnis von Literatur und Wissensformationen sowie zu Kulturtransfer und Interkulturalität u. a. Einen weiteren, eigenen Schwerpunkt bilden Untersuchungen zu Gender-Konzepten in der Frühen Neuzeit.

Burkhard Dohm