Krisen-Optimismus

Sibylle Bergs "Ende gut"

Von Dirk FuhrigRSS-Newsfeed neuer Artikel von Dirk Fuhrig

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Bislang hatte sich Sibylle Berg in erster Linie mit individuellen Frustrationen beschäftigt, mit Lebensangst und Partnersuche. Kühl und sachlich, schneidend und analytisch hat sie die menschliche Existenz von ihrer depressiven Seite betrachtet. Unerbittlich und bittersüß - hochgradig pessimistisch und hochkomisch waren "Sex II" oder "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot", ihr Debütroman. Der Ton ist auch jetzt wieder subtil: "Keiner glaubt mehr etwas, keiner will mehr etwas. Außer persönliches Glück. Doch woher soll das kommen, wohin gehen - zu Leuten, die nicht bei sich sind? Da will doch keiner hin."

In "Ende gut" weitet die Schriftstellerin aus Weimar, die seit langem in Zürich lebt, ihren gepflegten Welt-Ekel zu einem allgemeinen Untergangsszenario aus. Die "Heldin", eine Frau um die 40, muss sich nicht nur mit ihrer eigenen Einsamkeit herumschlagen, sondern mit den Kriegen und sonstigen Anfeindungen am Beginn des zweiten Jahrtausends. Die Welt - eine Katastrophe. Sibylle Berg - deren Chronistin.

Hungersnöte, Seuchen, Selbstmord-Bomben, Killer-Viren. Menschen leben in Bunkern und tragen Gasmasken von Gucci. Päderasten treiben ihr Unwesen, und in Berlin-Mitte ödet sich die deutsche Jugend zu Tode. Eine feurige Suada gegen die Zumutungen der Zivilisation. Das Buch ist kraftvoll geschrieben und lustvoll zu lesen - eine sarkastische, gleichzeitig äußerst feinsinnige und humorvolle Skizze unserer Zeit.

Am Ende wird alles gut in "Ende gut". Die Heldin findet einen braven Mann und richtet sich auf einer Insel in Finnland ein. Idylle im hohen Norden - verblüffend harmonisch, dieser Schluss, für eine Skeptikerin wie Sibylle Berg. Vielleicht aber auch pure Ironie.

Titelbild

Sibylle Berg: Ende gut. Roman.
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004.
336 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-10: 3462033581

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