Liebespoesie, leichtfüßig

Feridun Zaimoglu bestimmt das "Gewicht des Glücks"

Von Dirk FuhrigRSS-Newsfeed neuer Artikel von Dirk Fuhrig

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Liebe und das Glück in zwölf Kapiteln. Feridun Zaimoglus Buch enthält west-östliche Geschichten aus dem Reich des Sehnens, Hoffens und Begehrens. Der Erfinder der "Kanak Sprak" und der "Liebesmale, scharlachrot" erzählt aus zwei Welten: dem modernen "Diesseits" hierzulande, wo der in Anatolien geborene Autor seit mehr als 30 Jahren lebt. Und dem "Jenseits" seiner ursprünglichen Heimat, wo alte Traditionen wirken und das religiöse Gesetz noch starken Einfluss hat. Doch auch wenn die Geschichten einmal im Hamburger Schanzenviertel spielen, ein andermal in abgelegenen Bauerndörfern oder in Touristen-Orten am Mittelmeer: Es geht weniger um kulturelle Verschiedenheit als um ortsunabhängige Suche nach einem Stück Erfüllung - echte Gefühle im falschen Leben, wo für Liebe in barer Münze oder mit Ausschluss aus der Familiengemeinschaft gezahlt werden muss.

Ein sachte melancholischer Unterton zieht sich durch dieses Buch, das von erstarrten Beziehungen ebenso erzählt wie von vergewaltigten Frauen und Kopftuchträgerinnen, von Selbstmord-Aspiranten und Huren, von amourösen Zwischenhändlern im deutsch-türkischen Milieu und von liebeshungrigen Wanderern.

Zaimoglus Sprache ist manchmal so verschlungen und geheimnisvoll wie die Wirrungen der Gefühle. Einige seiner Geschichten hat er unter dem Motto "Liebe in Deutschland" als Hörbuch aufgenommen (erschienen bei www.herzrasen-records.de). Wenn der sprachmächtige Autor sie selbst vorträgt, unterstützt von einer brillanten akustischen Inszenierung, dann entfaltet sie erst richtig ihre Wirkung, diese leichtfüßig-schwermütige Liebespoesie.

Titelbild

Feridun Zaimoglu: Zwölf Gramm Glück.
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004.
235 Seiten, 17,90 EUR.
ISBN-10: 346203362X

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch