Kulturtheoretisches Gruppenbild mit Dame

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Kultur", so beginnt das Vorwort, "ist zur Zauberformel unserer Gegenwart geworden." Oder, könnte man hinzufügen, zur verkaufsfördernden Wortmarke. Die Universitäten heften sie sich in der Hoffnung ans Revers, auf diese Weise die gesellschaftliche Relevanz ihrer Geisteswissenschaften wieder plausibel machen zu können, die Verlage werfen immer neue Einführungen in die Cultural Studies auf den Markt. Eine weitere stammt von drei jungen Nachwuchs-Soziologen der Uni Freiburg, Martin Ludwig Hofmann, Tobias F. Korta und Sibylle Niekisch - zugleich eine Festschrift für den Freiburger Kultursoziologen Wolfgang Eßbach. Unter dem pfiffigen Titel "Culture Club" versammelt der Band 15 Beiträge über "Klassiker der Kulturtheorie": von Freud bis Luhmann, von Simmel bis George Bataille, von Ernst Cassirer bis Michel Foucault. Die üblichen Verdächtigen also, sowie (nur) eine Frau, Judith Butler. Außerdem Beiträge über Theoretiker, denen man hierzulande ruhig noch etwas mehr Prominenz wünschen würde: Marshall D. Sahlins, John Fiske und Bruno Latour. Die durchweg lesenswerten Beiträge geben die jeweiligen Theoriegebäude verständlich und konzise wieder, können aber nicht immer plausibel machen, was es denn nun rechtfertigt, so verschiedene Denker aus Philosophie, Psychoanalyse, Soziologie und Medienwissenschaft alle unter dem Label "Kulturtheoretiker" zusammenzufassen. Das Kriterium der Herausgeber zumindest war, "intellektuelle Grenzgänger ihres Fachs" versammeln, die alle "wichtige Pionierarbeit für ein transdisziplinäres Verständnis von Kultur und Gesellschaft geleistet und damit die theoretischen Grundlagen der heutigen Kulturwissenschaften gelegt" haben.

O.P.

Titelbild

Martin Ludwig Hofmann / Tobias F. Korta / Sibylle Niekisch (Hg.): Culture Club. Klassiker der Kulturtheorie.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 2004.
300 Seiten, 11,00 EUR.
ISBN-10: 3518292684

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