Lebendige (Geister-) Geschichte

Wieland Freund schickt seine Protagonisten in "Gespensterlied" auf eine äußerst spannende Zeitreise

Von Anette MüllerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Anette Müller

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Im Gasthof der Familie des zwölfjährigen Malte taucht eines Tages nach einer Beerdigung auf dem nahe gelegenen Friedhof die seltsame Familie von Quast auf, und Malte freundet sich mit dem gleichaltrigen Gottfried von Quast an. Mit dem Beginn dieser Freundschaft hat Malte ganz schnell ein großes Problem, denn auf Gottfrieds Familie scheint ein geheimnisvoller Fluch zu liegen, und Malte, neugierig und allzu hilfsbereit, macht sich mit Gottfried auf, das Geheimnis zu ergründen.

Erste Station der langen Reise ist der Friedhof, auf dem seit Jahrhunderten nur Mitglieder der Familie von Quast beerdigt werden, und der von dem seltsamen Friedhofswärter Feldeisen verwaltet wird. Doch Feldeisen ist nicht das einzige Merkwürdige auf dem alten Friedhof, denn Malte und Gottfried treffen auf den gestaltwandelnden Stein Baldanders.

Baldanders gibt den Jungen einige rätselhafte Mahnungen und einen alten Stuhl mit auf den Weg: "Ich bin das A und das O. Der Anfang und das Ende. Ich komme aus dem Paradies und bleibe so oder anders, solange die Welt sich dreht. [...] Nehmt euch in Acht. Feldeisen, der Narr, wird euch auf den Fersen sein. Schlagt ihm ein Schnippchen. Dreht die Uhr zurück. Die Zeit vergeht im Sitzen."

Die Neugier der Jungen ist endgültig geweckt und eine aufregende Zeitreise nimmt ihren Anfang, die die beiden in Goethes Weimar und in das Magdeburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges führt.

Wieland Freund erzählt "Gespensterlied" aus der Sicht von Malte, der sich nach dem Abenteuer hinsetzt und die unglaubliche Geschichte der Familie von Quast in drei dicken Schulheften festhält: "Roman von Malte", damit er glauben machen kann, seine Geschichte sei erfunden, denn: "Niemand kann sich an etwas erinnern, das es nie gegeben hat, oder? Und niemand weiß, wie es war, lange bevor er geboren wurde."

Malte jedoch weiß es, denn er hat das, was andere im Geschichtsunterricht zu hören kriegen, selbst erlebt - und noch viel mehr.

Freund schafft es spielend, seinen jungen Lesern nicht nur ein paar geschichtliche Fakten zu vermitteln, sondern auch ein äußerst spannendes, geheimnisvolles Abenteuer zu erzählen, das den Vergleich mit J. K. Rowlings "Harry Potter" nicht scheuen muss. Dabei sei betont, dass "Gespensterlied" alles andere als ein "Potter"-Abklatsch ist - weder ist Malte ein verkappter Zauberer noch landet er auf einer Magierschule; "Maltes Roman" ist einfach nur sehr gut geschrieben, extrem spannend und verdient damit eine ähnlich große Leserschaft wie die "Harry Potter"-Romane.

Titelbild

Wieland Freund: Gespensterlied. llustriert von Regina Kehn.
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2004.
256 Seiten, 7,90 EUR.
ISBN-10: 3499212684

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