Alle Menschen werden prüder?

"Ich mach's dir mexikanisch": Christoph Gutknecht klärt uns auf

Von Petra PortoRSS-Newsfeed neuer Artikel von Petra Porto

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Von nun an werden Ihnen selten die Worte fehlen, wenn Sie das nächste Mal fuchsen oder mausen wollen. So kann er ihr während einer Miselei ins Ohr flüstern, dass er außer ihren Augen auch ihre Spaßlabern sehr schön findet, und sie wird ihn danach vielleicht fragen, ob er einen Nahkampfstrumpf für seinen Amor dabei hat, bevor sie sich ein paar Mäulger geben oder gleich ein Schiff in den Hafen steuern. Und das englisch, spanisch oder vielleicht japanisch - wenn die beiden sehr professionell sind, vielleicht sogar mexikanisch!

Wenig verstanden? Schlagen Sie es nach!

Christoph Gutknecht hat sich mit dem Bedeutungswandel der "Wörter der Lust" beschäftigt und dabei allerhand interessante Entdeckungen bezüglich ihrer Herkunft und Verwendung gemacht. Mit einem leichten Augenzwinkern, dabei aber keineswegs ohne wissenschaftlichen Anspruch, klärt er über den Gebrauch unseres erotischen Vokabulars auf und verliert dabei durchaus nicht die literarische Kommunikation über die Lust an der Liebe aus den Augen, wenn er zum Beispiel den Unterschied zwischen einem Rendezvous und einem Stelldichein erklärt oder Goethes Gebrauch des Wortes Iste erläutert. Selten werden Bedeutungen oder Synonyme einfach nur aufgelistet, stattdessen liefert Gutknecht differenzierte, niemals aber langweilige Analysen zu Gebrauch und Angemessenheit verschiedener Ausdrücke, die er mit amüsanten Zitaten aus der Sexualwissenschaft oder der Poesie unterstreicht. Ein Kapitel des unterhaltsamen Nachschlagewerkes ist dabei zunächst Stichworten wie Flirt, Sex oder Singles gewidmet, eines den mit der körperlichen Liebe verbundenen Gliedern, eines dem Beischlaf an sich, eines den Abweichungen von der 'Norm' und eines der Prostitution. Das letzte Kapitel dagegen befasst sich mit dem Humor bei der Liebe und "präsentiert verballhornte Zitate, Graffiti, Klapphorn- und Wirtinverse".

Ist es pervers, wie Christoph Gutknecht den Menschen dazu verhilft, die Bedeutung der Wörter zu penetrieren? Wohl kaum. Denn wie heißt es schon bei Hermann Mostar, der das einleitende Zitat zu "Ich mach's dir mexikanisch" liefert:

Es ist der Menschheit guter Brauch,
was sie vermehrt, erfreut sie auch,
und nicht allein, daß man es tut,
schon drüber lesen tut so gut.

Titelbild

Christoph Gutknecht: Ich mach´s dir mexikanisch. Lauter erotische Wortgeschichten.
Verlag C.H.Beck, München 2004.
245 Seiten, 9,90 EUR.
ISBN-10: 340651099X

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch