Zu dieser Ausgabe: Über das Glück von Präriewühlmäusen, das Unglück der Liebe und anderes

Gut eine Woche vor Erscheinen dieser Ausgabe eröffnete die "Süddeutsche Zeitung" eine Serie über die krisenhaften Beziehungen zwischen Männern und Frauen mit einem Hinweis auf das beneidenswerte Glück der Präriewühlmäuse. Wir scheuen uns nicht, die Eröffnung einfach zu übernehmen, indem wir sie zitieren: "Man müsste eine Präriewühlmaus sein, dann wäre alles leichter. Folgendes geschieht, wenn in den waldmeistergrünen Hügeln Nordamerikas der Präriewühlmaus-Boy das Präriewühlmaus-Girl trifft: Nachdem beide ein Eis essen oder im Kino waren und er ihr seine Gefühle gestanden hat, kommen sie zügig zur Sache. Einen Tag und eine Nacht lang paart sich das Mäusepaar, schätzungsweise zwei Dutzend mal. Danach ist beiden klar: sie bleiben ein Leben lang zusammen. Im Liebesrausch haben die Maus-Gehirne zwei jeweils unterschiedliche Stoffe ausgeschüttet, die das Paar auf ewig gegen alle Versuchungen immunisieren. Die Natur hat dem Kleinsäuger geschenkt, was der Mensch seit der Erfindung des Faustkeils bis zum Streit um die Vaterschaftstests fordert: die Monogamie. Keine Untreue, keine Eifersucht, keine Zweifel, ob der Richtige wirklich der Richtige ist - nur Glück." Soweit Sonja Zekri in der SZ vom 22. Januar 2005.

Dem Glück der Wühlmäuse steht das Unglück der Menschen gegenüber, wenn sie lieben. Und das ist gut so. Zumindest für die Literatur und auch für die Wissenschaft. Die Literatur wäre sonst langweilig und verlöre eines ihrer spannendsten Themen. Und die Wissenschaft eines ihrer wichtigsten Problemfelder. Das Vorfrühjahrsthema der Februarausgabe von literaturkritik.de kreist um "Liebe, Sex, Erotik". Eigentlich tun dies Literatur und Kunst fast immer - und die Wissenschaften nicht eben selten. Doch gelegentlich scheint es sinnvoll, dies besonders hervorzuheben.

Die Beiträge umfassen das Hohelied der Liebe wie die Pornografie, die Liebe als Spiel, als Technik oder als Wahn, Sacher-Masoch zum Hören, expressionistische Lyriker zum Lesen und erotisch inszenierte Körper zum Schauen. Was zum 1. Februar pünktlich vorliegt, kann in den kommenden beiden Wochen noch ergänzt werden, bevor die Herstellung der gedruckten Ausgabe die Fixierung des im Netz Gebotenen nahe legt.

Neben anderen hat an diesem Schwerpunkt vor allem Petra Porto mitgewirkt, unsere Mitarbeiterin über Jahre hinweg, die jetzt, nach ihrem ersten Studienabschluss in Marburg, an der Universität Rostock weiterarbeitet, der wir herzlich für ihre vielfältige Hilfe danken und die wir nur in der Gewissheit gehen lassen, dass sie der Marburger Literaturkritik weiterhin verbunden bleibt.

Thomas Anz