Oliver Jahraus über "Amour fou"

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die "Amour fou" radikalisiert die Liebe so weit, dass sie die Individuen aus ihren kulturellen und gesellschaftlichen Ordnungen herauslöst. Ihr Wahnsinn besteht darin, dass sie Liebe in Tod überführt und Soziales asozial werden lässt. Auf der Basis von Systemtheorie und Diskursanalyse wird sie, beginnend im 18. Jahrhundert, vor dem transzendentalen Horizont sozialer Ausdifferenzierung und reflexiver Selbstbegründung des Subjekts rekonstruiert. Die 20 Analysen fragen immer auch nach der kulturellen Bedeutung der "Amour fou" und zeigen: "Fou" wird die "Amour" erst durch ihre Medien. Das Spektrum erstreckt sich von Goethes "Werther" und "Wahlverwandtschaften" über Werke von Kleist, E. T. A. Hoffmann, Hebbel, Merimee, Bizet, Flaubert, Wagner, Wedekind, Th. Mann, Visconti, Bataille, Nabokov, Kubrick, Reage, Bachmann, Schroeter, Jelinek, Haneke, Bertolucci, Kureishi, Chereau, Hart, Malle, Duras, Annaud, Colombani bis hin zu einem gegenwärtigen Bestseller wie Shalevs Roman "Liebesleben".

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Titelbild

Oliver Jahraus: "Amour fou" - Die Erzählung der "Amour fou" in Literatur, Oper und Film. Zum Verhältnis von Liebe, Diskurs und Gesellschaft im Zeichen ihrer sexuellen Infragestellung.
Francke Verlag, Tübingen 2004.
267 Seiten, 58,00 EUR.
ISBN-10: 3772080057

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