Immer aneinander vorbei

Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt schreiben sich

Von Georg PatzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Georg Patzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wie man sich so gezielt mißverstehen kann: Die beiden großen Männer der Schweizer Literatur schrieben sich jahrzehntelang, und kamen sich doch nie näher. Schon einer der ersten Briefe, in denen Frisch über den letzten Akt von "Romulus und die Wiedertäufer" schreibt ("Die Gnade, die über ihrem Erstling waltet"), ist mit kaum bewußten Beleidigungen durchsetzt, auf die Dürrenmatt nur süffisant antworten kann: "Ihre Einwände überzeugen mich irgendwo, ich bin aber nun nicht mehr in der Lage, einen anderen vierten Akt zu schreiben." Immer wieder verabredeten sie sich - doch wurde meist nichts draus: "Nach Stuttgart muß ich auch mit, gar nicht mit Begierde, denn ich hasse die Reisen ins Ausland, das freilich schon jenseits Twang und Ligerz liegt", schreibt Dürrenmatt einmal.

Stets taten sie höflich, schrieben dann aber in ihr Tagebuch, wie mühsam ihre Begegnungen gewesen wären, und daß Dürrenmatt beim Pingpong immer habe gewinnen müssen, bevor er bereit gewesen sei, über die Schriftstellerei zu sprechen. Gesprochen werden die Briefe von Helmut Griem und Maximilian Schell, die das prekäre Verhältnis der Schweizer Dioskuren in einer Liveaufnahme geradezu zelebrieren.

Titelbild

Max Frisch / Friedrich Dürrenmatt: Immer aneinander vorbei. Gelesen von Helmut Griem und Maximilian Schell.
Kein & Aber Verlag, Zürich 1998.
60 Min, 17,40 EUR.
ISBN-10: 3906547752

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