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L'art pour l'art in französischen Quellen des frühen 19. Jahrhunderts

Von Daniel J. GallRSS-Newsfeed neuer Artikel von Daniel J. Gall

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Als Studienbuch bringt der Aisthesis-Verlag hier eine leichte Quellensammlung, die insgesamt zwölf Texte und Exzerpte zur Frühgeschichte des l`art pour l`art bietet. Damit wird die Entstehung einer der interessanteren theoretischen Dauerdebatten in Szene gesetzt, die eine bemerkenswerte Kontinuität mit sich bringt - manche der hier versammelten Texte lesen sich trotz ihres Alters so relativ frisch und vertraut, als hätte man sie gerade aus einem Barthes- oder Sontag-Aufsatz gehoben.

Die Auswahl enttäuscht ein wenig. Wo das kundige Vorwort zu Recht von einer deutsch-französischen Transferleistung spricht, deren Ergebnis der bedingunglose Glaube an die Selbstgenügsamkeit der Kunst war, bietet der Hauptteil, dem Titel entsprechend, nur französische Quellen. Der philosophisch-ästhetische Vor- und Nachlauf, den die Bewegung in Deutschland hatte, wird in den Quellen ausgeblendet, wenigstens aber im Vorwort ausgeführt und gewürdigt.

Ohne größere Begründung liegt der Fokus also auf der frühesten Selbstfindungsphase des l'art pour l'art, und entsprechend schüchtern sind die klar verteilten Positionen zunächst besetzt - hier Avantgardisten wie Victor Cousin und Théophile Gautier, dort Reaktionäre wie Rodolphe Töpffer. Der immer heftigere Austausch zwischen beiden Parteien (gerade Cousin wusste, kräftig hinzulangen und zu provozieren) lässt sich in den Passagen gut nachverfolgen, genauso wie der allmähliche Eingang der Idee ins literarische Establishment. Letztendlich aber scheint Stillstand zu herrschen. Die Idee der Selbstgenügsamkeit der Kunst wird immer besser ausgearbeitet, schließlich auch ethnisch fundiert (so zum Beispiel in einem Auszug aus Charles Bénards "Theorie der schönen Künste"), bleibt aber im Kern unverändert.

Innerhalb ihres engen Fokus' funktioniert die Quellenedition gut, auch wenn die Ausstattung oberflächlich bleibt. Im Anschluss an die deutschen Übersetzungen finden sich zwar die Originale, bleiben aber ohne textkritische Anmerkungen. Auch Hinweise zu modernen Ausgaben fehlen. Immerhin sind die französischen Originale annotiert - natürlich mit deutschen Kommentaren, die direkt an den Übersetzungen sicher mehr Sinn gemacht hätten. Spannend und aufschlussreich zu lesen bleibt der Schlagabtausch in Quellen aber allemal.


Titelbild

Roman Luckscheiter (Hg.): L´art pour l´art. Der Beginn der modernen Kunstdebatte in französischen Quellen der Jahre 1818 bis 1847.
Aisthesis Verlag, Bielefeld 2003.
121 Seiten, 14,00 EUR.
ISBN-10: 3895284114

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